Von Gold, Weihrauch und Myrrhe

Krippe mit Heiliger Familie, Heiligen Drei Königen und Schäfer
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Caspar, Melchior, Balthasar, die Heiligen Drei Könige, hatten eine lange Reise hinter sich, als sie endlich an der Krippe in Betlehem ankamen. Dem Jesuskind wollten sie ihre Verehrung zeigen, seine göttliche Größe durch die Kostbarkeit ihrer Geschenke anerkennen. Deswegen hatten sie auch nicht irgendwelche Mitbringsel dabei. Jede einzelne Gabe hat eine ganz besondere Bedeutung:

Kapitelkreuz im Diözesanmuseum Osnabrück, Bild: Diözesanmuseum Osnabrück
Was hier glänzt, ist alles Gold, versetzt mit wertvollen Edelsteinen – zu sehen auf dem Kapitelkreuz im Diözesanmuseum Osnabrück. Bild: Diözesanmuseum Osnabrück

Gold

Wenige Wörter bergen so viel Faszination, wie das Wort Gold: Glanz und Schönheit, Reichtum und Macht, Reinheit und Beständigkeit. Wer einen Goldklumpen findet, der tausend Jahre im Dreck gelegen hat, braucht ihn nur abzuwischen und er glänzt wie am ersten Tag. Die Schönheit des Goldes ist Bestandteil seiner atomaren Struktur: Gold reagiert nicht mit anderen Stoffen, es rostet nicht und läuft nicht an. Kaum etwas leitet Strom so gut, weswegen Gold in der Elektronik begehrt ist. Es ist außerdem eines der Metalle, die der Mensch als erstes zu bearbeiten lernte – vor über 6500 Jahren.

Die Hälfte allen Goldes auf der Welt ist inzwischen zu Schmuck verarbeitet, aber Gold ist nicht nur wegen seiner Schönheit begehrt, sondern auch wegen seiner Seltenheit. Wurde das gelbe Edelmetall Jahrtausende lang aus Bergwerken gegraben oder aus Flüssen gesiebt, ist heute Goldrecycling ein lohnenswertes Geschäft: Für eine Feinunze Gold (das sind 31,1 Gramm) bekommen Händler derzeit rund 1000 Euro. Gold bedeutet Reichtum und symbolisierte Macht. Gold, das Metall der Könige, weist als Gabe auf die Königswürde Jesu hin.

Weihrauch

Weihrauch, Bild: fotolia.de, Gerhard Seybert
Weihrauch gehört zur christlichen Liturgie einfach dazu. Bild: fotolia.de, Gerhard Seybert

An zweiter Stelle der Geschenke für das Jesuskind wird Weihrauch genannt: das getrocknete Harz der Weihrauchbäume. Im Frühsommer schaben Arbeiter an einzelnen Stellen die Rinde ab. Sogleich tritt ein klebriger Saft heraus, der schnell trocknet. Erst die dritte derartige Ernte des weißlich bis hellbraunen Harzes ergibt jedoch hochwertigen Weihrauch. Der war in der Antike begehrt und teuer. Er kam zum Einsatz im religiösen Kult, in der Medizin – heute belegt ist seine entzündungshemmende Wirkung – sowie in der Kosmetik.

Wurden Opfertiere verbrannt, sollte der Duft des Weihrauchs die Götter gnädig stimmen. Gleichzeitig trug der Rauch die Bitten der Menschen empor. Dieses Anliegen symbolisiert Weihrauch auch heute noch in Gottesdiensten. Außerdem drückt Weihrauch Verehrung aus: In den Straßen der Antike zog ein Weihrauchträger vor Würdenträgern her und verbreitete Wohlgeruch. Diese Gabe ist also ein Zeichen der Göttlichkeit Christi.

Myrrhe

Myrrhe
Sieht unscheinbar aus, hat aber viele Talente: Myrrhe Bild: pixabay.com, Leo_65

Das dritte Geschenk ist Myrrhe; nicht zu verwechseln mit dem Kraut Myrte. Myrrhe ist – ähnlich wie Weihrauch – das getrocknete Harz des Myrrhenbaumes. In der Antike konnte Myrrhe doppelt so teuer sein wie Weihrauch. Sie wurde benutzt in der Kosmetik, beim Einbalsamieren von Toten und in der Medizin. Das Harz wirkt desinfizierend, blutstillend und leicht betäubend. Der griechische Historiker Herodot berichtet, dass die Wunden persischer Krieger mit Myrrhe behandelt wurden. Heute noch ist in Apotheken Myrrhetinktur erhältlich, die auf Verletzungen im Mund getupft wird.

In der Bibel wird Myrrhe am häufigsten im Hohelied zitiert, galt sie doch als Aphrodisiakum. Außerdem wurden Salböle für Priester und Könige damit versetzt: Das ätherische Öl der Myrrhe mit seinem süß-warmen, erdig-würzigen Duft wird heute noch bei der Parfümherstellung verwendet. Ein Luxusgut als Zeichen der Wertschätzung – und Hinweis auf Jesu Leiden und Tod. So wurde Jesus am Kreuz zur Betäubung Wein mit Myrrhe gereicht und sein Leichnam wurde mit Myrrheölen gesalbt – gegen den Geruch der Verwesung und als Zeichen der Ehre.

Caspar, Melchior und Balthasar

Wie so vieles aus Geschichte und Tradition sind übrigens auch die Namen der Weisen aus dem Morgenland auf kompliziertem Wege zustande gekommen und haben verschiedene Quellen. Im Matthäusevangelium ist schlicht von Magiern bzw. Sterndeutern aus dem Osten die Rede. Gemeint waren damals wahrscheinlich sternkundige Priester, Wissenschaftler ihrer Zeit, die mathematische Erkenntnisse weiter entwickelten und zugleich Visionäre, für die der Sternenhimmel zum besseren Verständnis der Welt diente.

Matthäus spricht weder von Königen, noch sagt er genau, wie viele Sterndeuter es waren. Allein aufgrund der drei Geschenke schloss man später auf drei Personen. Weil die genannten Geschenke in anderen Zusammenhängen im Alten Testament mit Königen in Verbindung gebracht wurden, sprach man bald nicht mehr von Sterndeutern, sondern von drei Königen. Laut Überlieferung vertraten die drei Könige die damals bekannten Erdteile Asien, Europa und Afrika. Mitunter standen sie auch für die drei Lebensalter des Menschen: ein junger Mann, einer in den besten Jahren und ein Greis.

Weitere Infos

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Je nach Tradition haben die Könige verschiedene Namen. In der lateinischen Westkirche sind es seit dem 6. Jahrhundert Variationen von Caspar, Melchior und Balthasar. Woher die Namen genau stammen, ist unklar. Ein griechisches Geschichtswerk, entstanden um das Jahr 500 und nur in einer schlechten lateinischen Übersetzung überliefert, nennt allerdings erstmals die Namen Bithisarea, Melichior and Gathaspa. Dagegen heißen die Weisen bei den syrischen Christen Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph; bei den Armeniern werden sie Kagba und Badadilma genannt; bei den Äthiopiern Tanisuram, Mika und Sisisba.