Die Quellen des Geistes

Springbrunnen
Bild: unsplash.com, Matt Jones

Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

1. Korinther 12. 4-6.13

 

Pfingsten – das ist das Fest der Freiheit des Geistes. Das ist das Fest der Begeisterung, der Gnadengaben, der Charismen, die der Apostel Paulus wie in einem Gedicht beschreibt. Pfingsten, das ist das Fest der Nähe Gottes bei den Menschen, das Fest der Befreiung von Ängsten. Pfingsten – das ist das Fest der gleichen Würde aller Menschen vor Gott: Juden und Griechen, Sklaven und Freie – soziale und religiöse Unterschiede werden aufgehoben.

Das Fest der Freiheit des Geistes! Das bietet Anlass zur Erinnerung an den am 11. Februar dieses Jahres im Alter von 96 Jahren verstorbenen Schweizer Schriftsteller und reformierten Kirchenmann Kurt Marti. Sein aggressiver Wortwitz und seine geistreichen Zwischenrufe in Politik, Kirche und Gesellschaft haben ihn bekannt gemacht. Zuerst in dem 1969 veröffentlichen Gedichtband „Leichenreden“, für den der Pastor der Nydeggkirche in Bern respektlos heilsame Nachrufe verfasst hatte. In seinem Text „Geist der Gemeinschaft“ (aus: „Die gesellige Gottheit“, Stuttgart 1993) entwirft er ein wunderbares Bild vom weisen Pfarrer als Rutengänger auf der Suche nach den Quellen des Geistes in seiner Gemeinde, die ohne sein Zutun sprudeln. Nie war er wertvoller als heute:


Geist der Gemeinschaft

von Kurt Marti

Heiliger Geist?
Kein römischer Brunnen,
wo Wasser sich
über Stufen und Schalen
hierarchisch
von oben nach unten
ergiessen.

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Heiliger Geist:
Quellen,
aufstossend, aufbrechend
von unten
– an der Basis, ja! –
unauffällig, heimlich zunächst,
erzwingbar nie.

Und jener weise Pfarrer,
der sagte: Meine Arbeit?
Die eines Rutengängers,
der die Gemeinde durchstreift,
nach Quellen suchend,
die ohne mein Zutun sprudeln.

 

Gerrit Schulte, Diakon