Juden, Christen und Muslime machen gemeinsam Schule

Schulanfang, Drei-Religionen Schule
Am 5. September 2012 standen die ersten 22 Schüler und Schülerinnen der Drei-Religionen-Grundschule erwartungsvoll im Klassenraum. Jetzt ist ihre Grundschulzeit vorbei. Bild: Thomas Osterfeld

Ein Lernort, an dem christliche, jüdische und muslimische Kinder, Eltern und Lehrer gemeinsam Schule machen – das ist Neuland. „Wir werden uns im Schulalltag von der religiös geprägten Lebensweise leiten lassen“, sagt Birgit Jöring. Sie ist die Leiterin der Drei-Religionen-Grundschule am Standort der Johannisschule in Osnabrück – einem bislang einzigartigen Projekt in Deutschland. Zusammen mit zwei anderen Lehrerinnen und einem Lehrer unterrichtet sie 22 christliche, jüdische und muslimische Schülerinnen und Schüler gemeinsam.

Die Erstklässler lernen unter dem Dach der katholischen Schulstiftung, unterstützt von der jüdischen Gemeinde, dem islamischen Landesverband Schura Niedersachsen, der DITIB-Türkisch-Islamischen Gemeinde und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Außerdem gibt es einen Beirat, der die Schulstiftung und die Gremien der neuen Schule in Fragen des trialogischen Profils berät. Ihm gehören neben den Trägern auch engagierte Eltern an.

Einen religiösen Mischmasch gebe es in der Drei-Religionen-Grundschule aber nicht, sagt Birgit Jöring. Für die Kinder jeder Religion sei es wichtig, sich zunächst der eigenen Wurzeln zu vergewissern, betont sie. Deshalb werde das Fach Religion getrennt unterrichtet. Allerdings stehen gemeinsame Projekttage auf dem Lehrplan. Außerdem dürfen muslimische Lehrerinnen Kopftuch tragen.

Getrennter Religionsunterricht

Im Religionsunterricht erfahren die Kinder, dass Christentum, Judentum und Islam auch Berührungspunkte haben. Birgit Jöring gefällt die Idee, hinter der sie als Schulleiterin steht: Kinder lernen, über ihre eigene Religion so zu sprechen, dass Menschen anderer Religionen sie verstehen können. Sie erfahren, wie Gleichaltrige der jeweils anderen Religion leben, wie der Alltag geprägt wird. Sie nehmen Unterschiede und Gemeinsamkeiten wahr, lernen Toleranz. Ziel des neuen interreligiösen Lernorts sei nicht, andere zu vereinnahmen oder sich auf dem kleinsten Nenner zu verständigen, sondern gegenseitig aufzuklären, sich füreinander zu öffnen, sagt Jöring.
Auch Winfried Verburg, Leiter der Schulabteilung im Bistum Osnabrück, freut sich auf den interreligiösen Austausch in und um die neue Schule: „Christen, Muslime und Juden sollen nicht nur gemeinsam in eine Schule gehen sondern gemeinsam Schule machen! Sie sollen in der Schule ihre eigene Religion leben und voneinander lernen, damit es kein Gegeneinander der Religionen mehr gibt. Auch die Religionsgemeinschaften wollen durch die Kooperation voneinander lernen.“