Erntedank – vom Wachsen und Gedeihen
Traditionell wird im Oktober in vielen Gemeinden „Erntedank“ gefeiert – und das ist gut so. Es ist nicht selbstverständlich, dass man Korn für das Brot hat, Trauben für den Wein, Heu für das Vieh, Gemüse für die Suppe. All das kann nur wachsen, wenn die Arbeit der Menschen und der Segen Gottes zusammen kommen. Und Sonne und Regen im rechten Maß dazu …
Erntedank weiß darum, dass das „Wachsen“ nicht allein in unserer Hand liegt – und das gilt nicht nur für Roggen, Mais und Kartoffeln, sondern auch für uns Menschen. Manche Ideen und Pläne waren gut gemeint und können doch scheitern, Träume zerplatzen, Mühen und Anstrengungen fallen ins Leere. Denn zwischen Saat und Ernte liegen nicht nur in der Natur Dinge, die ich nicht beeinflussen kann. Übrigens weiß auch das moderne Zeit-Management darum: Es kommt nicht darauf an, ob ich pünktlich ankomme, sondern ob ich rechtzeitig weggefahren bin. Für all das, was sich unterwegs ereignet, sei es ein Stau, eine Sperrung, eine Umleitung, ein Zugausfall, bin nicht ich verantwortlich.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
An mir liegt es zu säen … und die Frucht ist immer nur Geschenk, niemals Leistung oder etwas, worauf ich einen Anspruch habe. Und – auch das vergessen wir manchmal: Alles, was Frucht bringen soll, muss (und darf!) vorher blühen! Ohne Blüte keine Frucht! Wer es Menschen nicht erlaubt zu blühen, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn es keine Früchte zu ernten gibt.
Und es geht auch nicht um „wachsen um des Wachsens willen“, um größer, schneller, höher, mehr. Ein solches Denken ist in Zeiten des Klimawandels, einer neuen Nachhaltigkeit und Rückbesinnung auf die begrenzten Ressourcen unserer Erde auch endgültig vorbei. Ein altes deutsches Wort bringt es besser zum Ausdruck, worum es geht: „gedeihen“. Und das kann durchaus kleiner, langsamer, tiefer, weniger bedeuten – und doch besser sein.
Diesen Unterschied kennt schon Matthias Claudius (deutscher Dichter, 1740 – 1815), wenn er schreibt: „Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.“
Und Lina Maly (Liedermacherin, * 1997) sagt es in ihrem Lied „wachsen“ so:
Alle wachsen
Über sich hinaus
Alle wachsen, wachsen
Doch wer davon blüht auf?
Alle wachsen
Niemand hält uns auf
Ich verlier‘ den roten Faden
Such‘ nach einem grünen Zweig
Alle wachsen, wachsen
Ich will gedeihen
Vielleicht sollten wir Gott in diesem Jahr um den Segen für unser „Gedeihen“ bitten … darum, das zu leben, was als Same in uns hinein gelegt wurde, um dann zu blühen und zu reifen – auf unsere ganz eigene, persönliche Art.
Und für alles „Gediehene“ dann auch zu danken.
Liebe Andrea, danke für den Text der mich nach einer Woche im ringen um eine Entscheidung getroffen hat und mir Mut macht einen neuen Weg zu gehen
Liebe Grüße Dorothea
Liebe Dorothea,
danke für Ihre so wertvolle Rückmeldung! Eine alte, weise gewordene Ordensfrau sagte mir einmal: Wenn du vor einer Entscheidung stehst, wähle das, was dich lebendiger macht! Ich wünsche Ihnen für Ihren Weg viel Lebendigkeit und Gedeihen! Möge es ein guter Weg sein! In herzlicher Verbundenheit,
Andrea