Grüße aus Portugal
Wir sind auf Pilgerreise in Portugal. Zwei Erfahrungen aus den vergangenen Tagen gehen mir nach:
Lissabon, die pulsierende bunte Stadt mit großer Vergangenheit – und mitten darin der Geburts- und Taufort des heilige Antonius von Padua (1195 bis 1231). Kaum ein Heiliger wird so oft um Hilfe angerufen wie er, vor allem, wenn es um Verlorenes geht: verlorene Gegenstände, verlorene Menschen, verlorene Perspektiven. Kaum einer ist so für die Suchenden da wie Antonius – bis hin zur Suche nach einem Partner oder einer Partnerin. Dabei war er selbst sein Leben lang auf der Suche. Auf der Suche nach dem immer größeren Gott und nach dessen Ebenbild, dem Menschen. Es ist schon bewegend, wie dieser Heilige sich noch heute als glaubwürdig erweist. Ich konnte es jetzt bei den Menschen in Lissabon sehr deutlich spüren.
Und dann Fatima, dieser vordem weithin unbekannte Ort, wo vor einhundert Jahren der Himmel die Erde berührt hat. Mitten in der Katastrophe des Ersten Weltkriegs und der Revolution in Russland, die das Gesicht der Welt für immer verändert haben, erfahren drei arme Kinder den völlig anderen Ansatz Gottes. Nicht den Mächtigen teilt er sich durch die Gottesmutter mit, sondern Kindern mit ihrer
entwaffnenden Ursprünglichkeit.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Seit einhundert Jahren pilgern Millionen und Abermillionen von Menschen an diesen Ort in Portugal, so wie unsere Gruppe mit 43 Personen. Das ist das eigentliche Wunder von Fatima. Denn all diese Menschen bezeugen die Botschaften von 1917, die uns bis heute und besonders heute zurufen: So geht es nicht weiter! Die Welt und die Menschen werden keinen Frieden finden, wenn sie sich nicht an Gott orientieren, unter welchem Namen auch immer sie ihn anrufen!
Beim heiligen Antonius in Lissabon und bei der Muttergottes in Fatima wird durch Gebet, Begegnung, Gespräch und gemeinsame tiefe Erfahrungen intensiv an dem unsichtbaren Netz des Friedens mitgeknüpft, das den erschreckenden Netzwerken des Hasses entgegenwirkt. Die Lichter, die Gesichter, die Hände und Füße der Pilgerinnen und Pilger lenken den Blick nicht weg vom Bösen, aber sie stellen sich ihm entgegen in Glaube, Hoffnung und Liebe, mit der entwaffnenden Kraft, die eben von Heiligen und Kindern ausgeht, wenn man sich ihr öffnet.
Ich bin überzeugt: Den Menschen, die hier kommen und gehen, wächst neuer Mut zu, der sie dem Leben gewachsener macht. Mir jedenfalls ergeht es so.