Grußwort des neu ernannten Bischofs im Dom
Nach seiner Vorstellung im Osnabrücker Dom am 28. Mai 2024 richtete sich Bischof Dr. Dominicus Meier OSB an die Anwesenden und alle Menschen im Bistum. Auf dieser Seite ist sein Grußwort dokumentiert:
Liebe Schwestern und Brüder hier im Dom und im ganzen Bistum Osnabrück,
sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Herr Diözesanadministrator Wübbe, lieber Johannes, liebe Mitglieder des Domkapitels,
lieber Bischof Emeritus Franz-Josef,
liebe haupt- und ehrenamtlich Engagierte hier im Dom, im Generalvikariat, in den Kirchengemeinden, Verbänden und Einrichtungen des Bistums,
es ist gerade eine Woche her, dass mich die SMS von Weihbischof Wübbe erreichte, dass er mal wieder ein paar Fragen an mich habe und um ein Telefonat bat.
Zum angegebenen Zeitpunkt rief er an und begann seine Ausführungen direkt mit der Feststellung, dass es diesmal nicht um eine kirchenrechtliche Frage gehe. Vielmehr habe das Osnabrücker Domkapitel mich an Pfingstmontag zu ihrem neuen Bischof gewählt. Mir hatte es die Sprache verschlagen und ich brauchte etwas Zeit, um mich wieder zu fassen und mein Gedankenkarussell zu ordnen.
Für letzten Donnerstag wurde ein Gespräch in Paderborn vereinbart, für das ich Weihbischof Johan-nes und Domkapitular Wieh sehr dankbar bin. Es hat mir sehr zu einer klaren Entscheidung geholfen!
Nach diesem Gespräch und zwei durchwachten Nächten konnte ich frohen Herzen mein Ja zu dieser neuen, herausfordernden Aufgabe geben.
Ich danke dem Domkapitel von Osnabrück und den Frauen und Männern des Auswahlgremiums. Danke für das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen. Danke für die Ermutigung, die ich erfahren darf. Ich freue mich schon auf die Begegnung mit beiden Gruppen am heutigen Tag!
Dem Apostolischen Nuntius, Herrn Erzbischof Eterovic, danke ich und damit vor allem Papst Franzskus für sein Vertrauen, das er mit dieser Ernennung in mich setzt. Ich fühle mich mit Papst Franziskus als Ordensmann eng verbunden in der Ausrichtung der Kirche, die Zeichen der Zeit zu sehen, aus der Kraft des Evangeliums zu handeln und an der Einheit der Kirche mitzuwirken.
Meinen bisherigen Wahlspruch: „Wir werden durch Christus zusammengeführt“ möchte ich daher auch mit nach Osnabrück bringen, da ich fest davon überzeugt bin, dass die Einheit und Zukunft der Kirche nur durch Christus bewirkt werden kann.
Wer kommt da zu Ihnen nach Osnabrück?
Meine Biographie werden Sie sicher bald auf der Homepage des Bistums nachlesen können. Nur so viel: Es kommt ein Sauerländer. Über uns Sauerländer behaupten böse Zungen, wir wären Dickschädel und man müsse mit uns erst einen Sack Salz essen, bevor eine gute Beziehung beginne.
Sie werden ja in den kommenden Jahren Ihre eigene Erfahrung machen können (eine Anmerkung: Beschwerden sind bitte an das Domkapitel zu richten, denn diese Herren haben mich gewählt).
Es kommt ein Benediktiner zu Ihnen und wenn ich die Liste der Osnabrücker Bischöfe richtig studiert habe, bin ich der erste Benediktiner auf dem bischöflichen Stuhl.
Schon in meinem Engagement als Messdiener und Küster in meiner Heimatgemeinde St. Nikolaus Grevenbrück und während meiner Ausbildungszeit zum Justizsekretär am Amtsgericht Lennestadt waren die Feier der Liturgie und der kirchlichen Feste etwas Prägendes für mich.
So entschied ich mich nach Abschluss der Ausbildung, mein Abitur am Clemens-Hofbauer-Kolleg in Bad Driburg nachzuholen und trat in die Gemeinschaft der Benediktiner von Königsmünster in Meschede ein, der ich nun schon 42 Jahre angehöre.
Die Spiritualität eines Benedikt von Nursia und seine Regel zur Leitung einer Gemeinschaft sind mir bei meinem bisherigen Wirken als Abt der Gemeinschaft und als Weihbischof in Paderborn immer wichtiger geworden. Sie ist meine geistliche Heimat, aus der ich schöpfe!
Gestatten Sie mir daher mein Verständnis von dem von mir zu übernehmenden Dienstamt mit vier Zitaten aus der Regel des Hl. Benedikt zu umreißen.
Vier Worte aus der Regel des Hl. Benedikt, die mir Richtschnur für meinen bisherigen bischöflichen Dienst waren und sicher auch jetzt sein werden als ihr Bischof.
1) Bist Du ein Mensch, der das Leben liebt? (vgl. Prolog 15+16)
Ich glaube einen solchen Dienst kann jemand nur übernehmen, der Freude am Leben und an der Be-gegnung mit Menschen hat. Das grundsätzliche Ja zu jedem Menschen, unabhängig von Geschlecht, sozialem Stand oder politischer Ausrichtung, noch von seiner Herkunft und Sexualität ist eine Grundvoraussetzung, um heute in der Kirche und für diese Kirche zu wirken angesichts des Vertrauens¬verlustes in den letzten Jahren und einer immer größer werdenden Gottvergessenheit.
2) Höre und neige das Ohr Deines Herzens (vgl. Prolog 1)
Ja, ich komme als ein Hörender zu Ihnen. Ich möchte Sie, Ihre Freuden und Hoffnungen, Ihre Nöte und Ängste verstehen lernen, um mit Ihnen aus der Kraft des Evangeliums Wege ins Leben zu gehen. Das aufeinander Hören und dem anderen das wohlwollende Herz zuzuneigen sind Grundvorausset-zungen, damit etwas Gemeinsames wachsen bzw. sich weiterentwickeln kann. Die Kirche von Osnabrück ist durch das Engagement vieler Haupt- und Ehrenamtlicher auf einem guten Weg. Ich möchte mich als Pilger hinzugesellen und mit Ihnen an der gemeinsamen Zukunft weiterbauen.
Ich möchte aber vor allem Dir, lieber Franz-Josef, danken für Deinen unermüdlichen Einsatz für die Diözese Osnabrück. Über viele, viele Jahre hast Du Fußmarken hinterlassen, in denen ich nur schwer gehen kann. Für so vieles darf ich Dir sicher im Namen aller Menschen hier im Dom und in der Weite des Bistums danken. Ich möchte meine Bereitschaft bekunden, die eingeschlagenen Wege weiterzugehen.
3) Wenn etwas Wichtiges zu entscheiden ist, rufe der Abt den Rat der Brüder/Schwestern zusammen (vgl. RB 3).
Zur guten Tradition in Ordensgemeinschaften gehört schon seit Jahrhunderten die geteilte Leitungsaufgabe und die Entscheidungskompetenz. Der Hl. Benedikt rät jedem Oberen, alle Mitglieder der Gemeinschaft in wichtigen Fragen zusammenkommen zu lassen. Er sagt: „Dass aber alle zur Beratung zu rufen seien, haben wir deshalb gesagt, weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist.“
Die Verantwortung aller und die Teilhaber aller an Entscheidungen haben bei Benedikt einen großen Stellenwert. Aufeinander hören, miteinander diskutieren und um gute Entscheidungen zu beten, diese synodalen Strukturen sind bei uns Benediktinern eine Grundvoraussetzung für das Gelingen von Gemeinschaft.
Ich komme mit dieser Einstellung zu Ihnen und möchte alle ermutigen, dass wir miteinander nach gemeinsam verantworteten Strukturen suchen. Das betrifft auch den Bereich der Aufarbeitung und des verbesserten Umgangs mit sexualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch im Rahmen des diözesanen Schutzprozesses.
Ich möchte Jung und Alt, die Gremien und Verbände ermutigen, sich einzubringen. Entmutigte und Enttäuschte bitte ich, sich wieder einzubringen.
Die Erfahrungen des synodalen Weges in Deutsch-land und die Signale aus dem synodalen Prozess der Weltkirche ermutigen mich, nach Umsetzungen mit Ihnen hier im Bistum Osnabrück zu suchen.
4) Den Eigenarten vieler zu dienen (vgl. RB 2,31)
Jedes Kloster und erst recht jedes Bistum ist von unterschiedlichen Strömungen, Erwartungen und Motivationssträngen der Einzelnen geprägt. Benedikt rät daher dem Abt, den Eigenarten Vieler zu dienen. Ich würde diesen Rat in die heutige Zeit übersetzen wollen und sagen, er soll die Charismen der Vielen erkennen und fördern.
Ein Bischof kann nicht wirklich davon überzeugt sein, dass nur er ein Charisma habe. Es sind die vielen, unterschiedlichen Charismen, die ein Bistum zusammenhalten. Es braucht die verschiedenen Denk- und Handlungsmuster von allen, damit etwas Lebendiges entstehen kann.
Vier einfache Hinweise aus der benediktinischen Spiritualität, die ich mit nach Osnabrück bringe.
Liebe Schwestern und Brüder, ich gehe sicher auch schweren Herzens weg von Paderborn, einem lieb gewonnenen Ort und vor allem von liebevollen Menschen in den letzten neun Jahren.
Ich komme mit innerer Freude und Offenheit, mit Neugier und ganz viel Gottvertrauen zu Ihnen nach Osnabrück. Und ich verspreche Ihnen: Ich will wirklich ganz und mit all den Kräften, die mir gegeben sind, mit Ihnen hier im Bistum Osnabrück „Gemeinsam Kirche sein“!
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in der Bistumsleitung und im Generalvikariat, mit den Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit den Ordenschristen und mit allen in den Dekanaten, Pfarreien und den unzähligen Einrichtungen in Seelsorge, Schule und Caritas – und den vielen, vielen Engagierten, die unserer Kirche von Osnabrück ein Gesicht geben.
Ich komme mit einer großen Offenheit für die Ökumene und ich freue mich auf die Begegnungen mit den Schwestern und Brüdern aus den christlichen Kirchen. Wir brauchen einander, wenn die Einheit in Christus eine Chance haben soll. Meine Erfahrungen auf der Ebene der Bischofskonferenz mit den unierten Kirchen des Ostens bin ich gern bereit einzubringen, aber auch den Dialog mit den anderen Religionen zu pflegen und zu fördern.
Ja, ich will die ganze Wirklichkeit und den Reichtum der Diözese Osnabrück wahrnehmen und annehmen, auch mit den dunklen Momenten der neueren Bistumsgeschichte; auch das gehört dazu.
Noch einmal: Ja ich komme mit einem freudigen Herzen und freue mich auf viele lebendige und gute Begegnungen mit Ihnen.