Gute Reise, kleiner Engel!

Hand hält Feder
Bild: unsplash.com, Ksenia Makagonova

Vor einiger Zeit bekam ich von einer älteren Freundin einen Schlüsselanhänger geschenkt mit einem Herz und einem kleinen Engel … und dazu den Wunsch, dass dieser Engel mich immer begleiten und beschützen möge.

Mich berührte dieses Geschenk sehr – und so integrierte ich diesen Anhänger in den „großen“ Schlüsselbund – mit den Schlüsseln für Haus und Auto und so …

Aber während sich das „Herz“ an dem Anhänger als sehr stabil erwies, ging der „Engel“ immer wieder auf Reisen. Er drehte sich einfach aus dem kleinen Schraubgehäuse heraus und kullerte auf den Boden oder fand sich in der Hosentasche wieder … und ich war immer froh, wenn ich ihn irgendwo wieder aufgelesen hatte.

Als die ältere Freundin überraschend starb, wurde mir der Anhänger als Erinnerung noch wichtiger… und so nahm ich ihn aus dem „Alltagsbetrieb“ heraus und befestigte ihn an einem anderen Schlüsselbund, den ich nur gelegentlich brauche. Damit mir der Engel nicht verloren geht …

Aber heute ist es mir trotzdem passiert … der Engel ist weg. Irgendwo zwischen Einkaufsmarkt und Tankstelle hat er sich auf den Weg gemacht.

Ja, zuerst war ich ein wenig traurig, als ich es merkte – und er sich nicht in der Hosentasche fand.

Aber dann habe ich gedacht: Engel sind unterwegs … sie gehen dahin, wo sie gebraucht werden. Und auch festhalten lassen sich Engel nicht.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Vielleicht wurde dieser Engel von jemandem gefunden, der auf dem Boden etwas glitzern sah, sich bückte – und plötzlich einen kleinen Engel in der Hand hatte … mag sein, dass der ihn grade notwendiger brauchte als ich. So wie es mir vor 25 Jahren vor der St.-Jakobi-Kirche in Lübeck ging, als ich auf dem Kopfsteinpflaster einen kleinen, versilberten Knopf in Form einer Jakobsmuschel fand, für mich die deutliche Botschaft „Mach dich auf den Weg!“ – und aufgenäht auf meinem Rucksack hat er mich dann auch nach Santiago begleitet.

Und so schicke ich meinem kleinen Engel und seinem neuen Menschen einfach ein paar gute Wünsche hinterher …

… und das „Herz“ habe ich ja noch.

PS: Am 2. Oktober feiern wir das Fest der Heiligen Schutzengel, also das Fest derer, die mit uns gehen und bei uns sind. Wenn ich richtig informiert bin, dann feiern die Engel an diesem Tag auch und haben nur eine Notbesetzung eingeteilt. Deshalb wäre es ganz schön, wenn Sie da selbst ein bisschen auf sich aufpassen könnten. Aber das gilt ja grundsätzlich. Man muss nicht an andere delegieren, was man selbst tun kann  – und in den letzten Monaten hatten die Engel wegen Corona sowieso viel zu viel zu tun.