Jeder Mensch braucht ein Zuhause
Günstiger Wohnraum ist knapp in Deutschland und in den Regionen des Bistums Osnabrück. Bundesweit fehlen jährlich rund 100.000 Mietwohnungen mit Sozialbindung. Zunehmend mehr Menschen finden keine Wohnung, die für sie bezahlbar ist – Familien mit Kindern genauso wie alleinstehende Geringverdienende oder Rentner. Ganz am Ende der sozialen Leiter fallen z.B. Wohnungslose oder Flüchtlinge in das Loch des Wohnungsmarktes.
Diese Situation stellt die Caritas in 2018 in ihrer bundesweiten Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ in den Mittelpunkt.
Enormer sozialer Sprengstoff
„Hier liegt enormer sozialer Sprengstoff,“ mahnt der Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück Franz Loth. „Allein in Niedersachsen fehlen jährlich ca. 12.000 Wohnungen.“ Diese Lücke wird noch verschärft, weil sozial gebundene Wohnungen massiv betroffen sind. „In Niedersachsen werden pro Jahr 10.000 solcher Wohnungen benötigt. De facto haben wir in 2016 1.510 Einheiten – und die Lage scheint nicht besser zu werden,“ befürchtet Loth.
Caritas-Aktionstag
Am Samstag, 22. September, findet auf dem Vorplatz des Osnabrücker Doms und am Nikolaiort Osnabrück ein Aktionstag im Rahmen der Caritas-Jahreskampagne statt. Von 9.30 Uhr bis 13 Uhr gibt es Diskussionsrunden, Beratungsangebote und die Möglichkeit zu einer alternativen Stadtführung auf den Spuren der Wohnungslosenhilfe.
Hier finden Sie das Programm im Detail.
Auch der Caritasvorsitzende Diakon Gerrit Schulte legt den Finger in die Wunde: „Dieses Problem ist nicht vom Himmel gefallen. Zu lange haben die Verantwortlichen geglaubt, dass der Markt das Problem löst. Das ist ein Irrtum, wie wir sehen. Der Schwache braucht einen starken Staat, der eingreift und Regeln setzt.“
Kampagne soll Veränderungen anstoßen
Der Osnabrücker Caritasverband nutzt die Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“, um Veränderungen anzustoßen. „Wir werden mit verschiedenen Aktivitäten die öffentliche Sensibilität weiter steigern und wach halten,“ beschreibt Schulte das Ziel der Jahreskampagne.
Loth ergänzt: „Dabei geht es uns nicht um einfache Appelle. Bereits vor eineinhalb Jahren haben wir hier im Bistum Osnabrück eine Wohnraumresolution verabschiedet, die nicht nur Probleme beschreibt, sondern zu Lösungen aufruft.“ Seither arbeitet die kirchliche „Wohnrauminitiative“, der u.a. die bischöfliche Wohnungsbaugesellschaft Stephanswerk und der Caritasverband angehören – und die Arbeit trägt Früchte, die Diakon Schulte beschreibt: „In den nächsten Monaten werden in Bersenbrück und Osnabrück Mehrfamilienhäuser gebaut, in denen einige Wohnungen für bisher wohnungslose Menschen zur Verfügung stehen und die darüber hinaus bezahlbare Wohnungen für Einzelpersonen und Familien bieten.“ Das gelingt durch die Zusammenarbeit mit einem privaten Hausbesitzer, dem kirchlichen Bauträger und dem kirchlichen Sozialverband.
Weitere Infos
- Weitere Infos finden Sie auf der Internetseite des Diözesancaritasverbands: www.caritas-os.de/zuhause
- Hintergründe, interaktive Angebote und Videos gibt es auf der Internetseite der Kampagne www.zuhause-für-jeden.de
„Zudem haben wir in Ankum eine Krankenwohnung für Wohnungslose geschaffen,“ ergänzt Schulte und unterstreicht: „Diese Beispiele machen deutlich, dass Lösungen möglich sind, wenn alle Beteiligten es wollen.“
Auch Kirchengemeinden im Blick
Dabei lässt Loth auch die kirchlichen Akteure nicht aus der Pflicht: „Wir wollen in den nächsten Monaten Impulse setzen, um Kirchengemeinden zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Dabei sind Kreativität und Wille gefragt.“
Die beiden Caritasvertreter haben auch konkrete Forderungen an die Politik: „Wer handelt, muss die Fakten kennen. Daher fordern wir eine Wohnungsnotfallstatistik, die erfasst, wie viele Menschen tatsächlich ohne Wohnung sind. Diese Daten können erheblich zur Prävention beitragen.“ Dringend nötig sei zudem eine Reform der Grunderwerbssteuer. Und natürlich eine erhebliche und umgehende Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus. Denn, so Schulte: „Wohnen ist ein Menschenrecht. Das wird bereits in der Bibel so beschrieben.“