Die Zukunft des Glaubens im Bistum Osnabrück
Katechetischer Prozess 2012
„Ich glaube an Gott.“ Ist doch ganz einfach. Oder tun Sie sich schwer, von Ihrem Glauben zu sprechen? Weil dieser kurze Satz mit vier Wörtern in Wahrheit viele Fragen aufwirft. Was heißt das eigentlich, „ich glaube“? Kann ich oder können andere das an mir sehen oder spüren? Und wer ist überhaupt dieser Gott?
Solche Fragen stellen sich viele, ganz egal, wie nah oder fern sie der Kirche stehen. Die einen haben vielleicht nie ein Haus Gottes von innen gesehen und werden erst spät in ihrem Leben – durch irgendein Ereignis, eine Beobachtung – mit den Fragen nach ihrem Glauben konfrontiert. Die anderen gehen von Kindheit an jeden Sonntag in die Kirche und sind plötzlich sprachlos, wenn Sie jemandem erklären sollen, was sie da eigentlich machen.
„Lebenslanges Lernen“ ist ein Schlagwort, das Wirtschaftsleute gerne benutzen, wenn sie von modernen Herausforderungen für ältere Arbeitnehmer sprechen. Lebenslanges Lernen ist aber auch nötig, wenn der eigene Glaube nicht erstarren, sondern lebendig bleiben soll. Das Glaubenswissen aus dem Kommunionunterricht in der dritten Klasse reicht eben nicht ein Leben lang. Bischof Franz-Josef Bode spricht von der Herausforderung, „im Glauben erwachsen zu werden, damit der Glaube nicht in den Kinderschuhen stecken bleibt“.
Von Wort des Lebens sprechen
Um Menschen, die das wollen, künftig besser unterstützen zu können, hat Bischof Bode 2009 im Bistum Osnabrück den „Katechetischen Prozess“ ins Leben gerufen. Katechese, das griechische Wort für Unterweisung oder Unterricht, meint dabei nicht nur, dass fromme Menschen anderen erklären, wo es lang geht im Glauben. Es geht darum, wie Menschen jeden Alters auf ihrem eigenen Glaubensweg als Christ begleitet und geführt werden können – ihren ganz individuellen Biographien und Bedürfnissen entsprechend.
„Christ werden, Christ sein und das Christsein bekennen“, nannte der Osnabrücker Pfarrer Thomas Stühlmeyer die Ziele des katechetischen Prozesses zu Beginn. Stühlmeyer leitet die Steuerungsgruppe, die das Projekt koordiniert. Es geht also darum, wie Menschen zum Glauben finden können, wie sie lernen, den Glauben zu leben und über ihn zu sprechen, um andere anzustecken. Das Leitwort des Prozesses, das dem 1. Johannesbrief entstammt, bringt den großen Anspruch an alle Beteiligten auf den Punkt:
„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: Vom Wort des Lebens sprechen wir.“ (1 Johannes 1,1)
Projekte für Jung und Alt
In dem drei Jahre dauernden Prozess haben sich haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem ganzen Bistum engagiert. Sie haben alte und neue Ideen ausgelotet und rund 20 Leuchtturmprojekte durchgeführt – Unternehmungen, anhand derer Erfahrungen gesammelt werden, wie Glaubensweitergabe in Zukunft aussehen kann.
Für jedes Lebensalter gab es Projekte: für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Die Ideen für experimentelle Katechese-Formen waren dabei so vielfältig, wie die Zielgruppen. Es wurde z.B. ein Musical mit Kindern erarbeitet und eine Internetseite, die Lebens- und Glaubensfragen von Kindern beantworten soll. Außerdem wurden neue Formen der Tauf- und Kommunionvorbereitung ausprobiert. Junge Paare machten sich auf zum gemeinsamen Klettern, während sich andere Jugendliche unter dem Motto „Ich will mehr!“ auf die Suche nach sich selbst und dem Glauben machten. Erwachsene stellten sich die Frage nach der Farbe ihres Glaubens und entdeckten das Beicht- und Bußsakrament neu. Senioren erarbeiteten an speziellen Katechese-Nachmittagen die Vorteile des Alters und stellten gemeinsam mit Jugendlichen Tastwände für die Arbeit mit Demenzkranken her.
Ende September haben die diözesanen Räte des Bistums Osnabrück die Ergebnisse des Katechetischen Prozesses zusammentragen und ausgewertet. Außerdem wurden Leitlinien und Empfehlungen ausgesprochen, wie Katechese in den Gemeinden neu angegangen werden kann – indem man zum Beispiel das Augenmerk auf alle Lebensalter setzt und indem man eine differenzierte Katechese anbietet, in intensiverer Form für die, die schon ganz nah mit dem Glauben zu tun haben und mehr suchen, als für diejenigen, die ganz neu dazukommen oder lange Zeit überhaupt nicht mehr damit zu tun hatten. Die Beschlüsse der Versammlung der diözesanen Räte können Sie unten auf dieser Seite herunterladen.
Daniela Engelhard, Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück, fasst zusammen: „Wir wollen eine Verständigung erreichen über Grundrichtungen, wie wir die katechetische Arbeit an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Ebenen weiterentwicklen. Es geht um eine gemeinsame Anstrengung, die den Nerv unseres Lebens als Christen berührt: Wie kann es gelingen, dass Menschen auch morgen glauben – und was können wir heute dafür tun?“
Weiterführende Informationen
- Mehr Infos gibt’s auf der Internetseite zum Katechetischen Prozess
- Hier können Sie die Beschlüsse der Versammlung der diözesanen Räte vom September 2012 herunterladen
- Das offizielle Gebet zum Katechtischen Prozess
- Bischof Franz-Josef Bode im Interview zum Thema
- Das offizielle Hirtenwort zum Katechetischen Prozess
- Auch die Fastenpredigten 2010 standen ganz im Zeichen des Katechetischen Prozesses
Es geht weiter!
Der Katechetische Prozess setzt sich fort! Unter dem Motto „Glaube im Gespräch“ sollen die Ergebnisse aus drei Jahren Erfahrung mit dem Katechetischen Prozess in verschiedenen Projekten im Bistum Osnabrück weiterentwickelt werden. Hier finden Sie mehr Informationen zum Thema!