Katholikenrat warnt vor Aushöhlung des Sonntagsschutzes

Vor einer Aushöhlung des Sonntagsschutzes hat der Katholikenrat im Bistum Osnabrück gewarnt. Versuche von Geschäften und Firmen, Ladenöffnungs- und Produktionszeiten auch auf den Sonntag auszudehnen, beobachte man mit Sorge, heißt es in einer Erklärung der Laienvertretung des Bistums, die auf der Frühjahrsvollversammlung am Samstag (16. März) in Lingen verabschiedet wurde.

„Wir sind davon überzeugt, dass eine Aufweichung oder gar Abschaffung des freien Sonntags negative Folgen für die Gesundheit, das Wohlergehen und das Zusammenleben der Menschen hat“, betonen die Mitglieder der Laienvertretung des Bistums. Das Gremium appelliert besonders an die Christen, das eigene Verhalten zu überprüfen und den arbeitsfreien Sonntag nicht durch Konsum zu gefährden. Einstimmig beschlossen die rund 50 Mitglieder des Katholikenrates, der niedersächsischen „Allianz für den freien Sonntag“ beizutreten. Das 2011 gegründete Bündnis aus kirchlichen und Sozialverbänden, dem Landessportbund und der Gewerkschaft ver.di fordert einen besseren Sonn- und Feiertagsschutz.

Wortlaut:
Erklärung des Katholikenrates im Bistum Osnabrück
zum Sonntagsschutz

Die Sonn- und Feiertage sind ein rechtlich geschütztes Gut zum Wohle der Menschen und des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft. Sonntagsschutz ist wesentliche Voraussetzung für gemeinsame Zeit in Familien, Freundes- und Bekanntenkreisen. Er dient der Arbeitsruhe und Entspannung, Muße und Gemeinschaftspflege. Der Sonntag erinnert uns daran, dass wir zeitliche Wesen sind, die nicht auf ihren geldwerten Nutzen reduziert werden dürfen. Er ist insofern „um der Menschen willen“ sinnvoll und notwendig. Er bewahrt uns vor der Versuchung und den Zwängen einer auf stetiges Wachstum und Profit ausgerichteten Lebensweise. Er wird in besonderer Weise dem Artikel 6 unseres GG „Schutz der Familie“ gerecht.
Die Einsicht in den Wert eines solchen freien Wochentags geht in seinem Ursprung bereits auf das Alte Testament zurück. Im 2. Buch Mose heißt es: „Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun.“ (Ex 20,9 ff).
Das ist ein Appell an jeden Menschen, die eigenen Grenzen zu respektieren und einen gesunden Lebensrhythmus zu finden. Wer nicht wenigstens einen Tag in der Woche zur Ruhe kommt, droht im Aktivismus unterzugehen. Zugleich ergeht in dieser alten Mahnung die Aufforderung an alle: Denke nicht nur an dich. Dieser Ruhetag soll für jeden gelten, unabhängig von Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit etc.
Mit dem Neuen Testament steht dieser freie Tag im christlichen Kontext für den Sonntag als "Tag der Auferstehung".  Die Gestaltung des Lebens im Rhythmus der sechs Arbeitstage und eines Ruhetages hat sich in der gesamten Tradition und Kultur des Abendlandes immer wieder durchgesetzt. Auch wenn sich in unserer Gesellschaft die Größenverhältnisse der Religionszugehörigkeiten und weltanschaulichen Orientierungen verschoben haben, bleibt der Sonntag als gemeinsamer  freier Tag ein hohes Gut, das es zu schützen und zu erhalten gilt.
Wir erleben zurzeit, dass das Verständnis für den Erhalt dieses wichtigen Kulturgutes schwindet. Viele Menschen strömen an den verkaufsoffenen Sonntagen in die Geschäfte. Einige Firmen versuchen, die Ladenöffnungszeiten auszudehnen oder nutzen gesetzliche Spielräume bzw. Interpretationen aus, um Verkaufsmöglichkeiten zu erweitern. Unternehmen versuchen,  ihre Produktionszeiten auszudehnen und machen dabei auch vor dem Sonntag nicht Halt.
Diese Entwicklungen beobachten wir mit Sorge. Wir sind davon überzeugt, dass eine Aufweichung oder gar Abschaffung des freien Sonntags negative Folgen für die Gesundheit, das Wohlergehen und das Zusammenleben der Menschen hat.
Deshalb appellieren wir an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, insbesondere alle Christinnen und Christen, das eigene Verhalten zu überprüfen und den arbeitsfreien Sonntag durch Konsum nicht zu gefährden. Wir appellieren an die Betriebe und Unternehmen, den Sonntag als freien Tag nicht durch weitere Ladenöffnung oder Produktionsausweitung zu gefährden.  Und wir appellieren schließlich an die politisch Verantwortlichen, der schleichenden Ökonomisierung des Sonntags wirksam entgegenzutreten und für einen nachhaltigen Schutz des Sonntags zu sorgen.
Lingen, den 16. März 2013