Kostbarer Trost

Mann und Frau lehnen aneinander
Bild: unsplash.com, Hannah Busing

Danach sah ich und siehe, eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, gekleidet in weiße Gewänder, und trugen Palmzweige in den Händen. Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

Offenbarung 7, 9.14b-17

 

Das letzte Buch der Bibel ist voll von Visionen über die Endzeit, viele wirken auf uns befremdlich. Hinzu kommt der Vertröstungsverdacht: Sollten wir uns nicht lieber um das irdische Leben kümmern, statt auf den Himmel zu schielen?

Klar, wir alle sollen für Gerechtigkeit eintreten und dürfen nach Glück streben. Doch was ist mit den vielen, die keine Chance bekamen und bekommen? Was ist mit den Opfern der Geschichte?

Die biblischen Himmelsbilder bieten einen kostbaren Trost, keinen billigen. Ich habe noch nie wirklich Hunger gelitten. Immerhin weiß ich vom Wandern, wie herrlich ein Unterstand und Wasser bei sengender Hitze sind. Und wie beglückend es ist, wenn Tränen trocknen, wenn jemand sie mir trocknet – das hat wohl jede und jeder von uns schon einmal erfahren.

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Wenn ich die Hoffnung für alle Bedrängten ernst nehme, dann lege ich nicht tatenlos die Hände in den Schoß, sondern ich lege tatkräftig mit Hand an, damit etwas von der großen Vision Wirklichkeit wird. Mögen uns die apokalyptischen Bilder vom Lamm, von Thron und Tempel auch fremd bleiben – mit dem Tränentrocknen können wir getrost schon mal anfangen. Und wo das nicht geht, bleibt die Hoffnung, dass einmal alles gut wird, für alle …

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenen-Klinik