Maria Magdalena

Apostelinnen-Leuchter Quakenbrück
Apostelinnen-Leuchter in der Kirche von Quakenbrück Bild: Bistum Osnabrück

Mit Jesus teilte sie nicht nur die Sprache, sondern auch die Region ihrer Herkunft: Denn wie er sprach sie aramäisch und kam aus Galiläa. Letzteres sieht man schon an ihrem Namen: Sie wird in allen vier Evangelien immer „die aus Magdala“ genannt. Das ist heute ein kleines Dorf am See Genezareth, hebräisch Migdal, unweit von Tiberias. Damals war es ein trubeliges Zentrum mit mehreren zehntausend Einwohnern. Jesus soll in der dortigen Synagoge gepredigt haben. Es ist zudem auffällig, dass sie nicht über einen männlichen Verwandten, also den Ehemann oder Vater, identifiziert wird. Daraus lässt sich deuten, dass sie nicht verheiratet war und keine familiären Bindungen mehr hatte.

Was sie außerdem auszeichnet, ist, dass sie wohl den gesamten Weg Jesu, von den Anfängen in Galiläa bis zum Tod in Jerusalem mitgegangen ist – als einzige Person in allen Evangelien. Das unterscheidet sie auch von den Jüngern Jesu, die laut Bibel nach der Gefangennahme Jesu flüchteten.

Dass Maria Magdalena in der Bibel eine besondere Stellung hat, liest man überdies in der Geschichte der Auferstehung Jesu: Sie wird in allen vier Evangelien ähnlich erzählt. Und es sind immer die Frauen, an ihrer Spitze Maria Magdalena, die zuerst die Botschaft von der Auferstehung erhalten.

Demgegenüber steht allerdings das Bild der Sünderin, das auch oft mit Maria Magdalena verbunden wurde: Grund war ein komplexer Prozess der Verschmelzung verschiedener Frauengestalten aus den Evangelien, der sich Schritt für Schritt in der Kirche der ersten Jahrhunderte ereignete. Eine dieser Frauen war die Sünderin aus dem Lukasevangelium: Als sie Jesus begegnete, flossen ihre Tränen auf die Füße Jesu: Sie trocknete diese mit ihren Haaren und salbte sie mit wohlriechendem Öl. Diese Gestalt wurde mit Maria Magdalena in Verbindung gebracht, obwohl der Evangelist davon nichts schreibt.

Schließlich machte Papst Gregor im 6. Jahrhundert diese Verschmelzung sozusagen amtlich. In der Westkirche setzt sich seither das Bild der Sünderin durch – im Gegensatz zur orthodoxen Kirche, die diese Interpretation nicht kennt.

Die katholische Kirche hat erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder mehr dafür getan, Maria Magdalena ihren richtigen Platz zuzuerkennen: Angefangen beim Zweiten Vatikanischen Konzil, dessen Text zur Liturgie der unheilvollen Verwechslung mit der Sünderin berichtigte. Papst Franziskus hat schließlich 2016 den Titel von Maria Magdalena als Apostelin der Apostel bestätigt, ihr Fest am 22. Juli ist jetzt auch offiziell ein Apostelfest – an dem in vielen Kirchen, wie der in Quakenbrück, der 13. Apostelleuchter brennt.