Mit Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft

Weihbischof Johannes Wübbe im Kreuzgang des Domes
Weihbischof Johannes Wübbe Bild: Bistum Osnabrück

Eineinhalb Jahre war Johannes Wübbe Diözesanadministrator für das Bistum Osnabrück. In der Zeit der Sedisvakanz nach dem Rücktritt von Bischof Franz-Josef wählte ihn das Domkapitel zum kommissarischen Leiter des Bistums. Mit der Amtseinführung von Bischof Dominicus am 8. September endet die Zeit der Sedisvakanz. Im Interview blickt Johannes Wübbe zurück auf manche Herausforderungen und schöne Erinnerungen – und er verrät, was er sich für die Zukunft des Bistums wünscht.

Am 25. März 2023 ist Bischof Franz-Josef Bode von seinem Amt zurückgetreten, drei Tage später wurden Sie zum Diözesanadministrator gewählt? Wie viel Zeit hatten Sie, sich auf diese Situation vorzubereiten?

Ich hatte ein wenig Zeit mich auf den Rücktritt von Bischof Bode vorzubereiten und ahnte, einer der Kandidaten zu sein, den das Domkapitel zum Diözesanadministrator wählen könnte. Aber  die vergangenen Jahre haben uns gelehrt, sich darauf einzustellen, auch kurz- oder mittelfristig zu denken. Also wenn man über die Corona-Zeit etwas Positives sagen kann, dann, dass sie uns das gelehrt hat: Du musst auch kurzfristig alles noch mal über den Haufen werfen und neu aufstellen können. Das war ja ständig rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln, immer wieder neu denken. Damals habe ich im Bistum den Krisenstab verantwortet und von daher war ich das gewohnt und konnte auch so einen Umbruch wie den Rücktritt des Bischofs relativ gelassen angehen. Wir haben einfach geschaut, was kommt, und abgearbeitet, was dran war.  

Diözesanadministrator – kein leichter Begriff, viele werden wohl noch nie davon gehört haben. Wie oft mussten Sie erklären, was Sie jetzt sind?

Natürlich wurde ich öfter danach gefragt, was das bedeutet. Ich bin immer so da ran gegangen, dass ich erklärt habe, was mit dieser Aufgabe verbunden war: dass ich diese Übergangszeit, in der das Bistum keinen Bischof hat, gestalte und dafür auch einige Pflichten und Rechte habe. Ich musste dafür Sorge tragen, gemeinsam mit anderen Menschen im Bistum, das Alltagsgeschäft mit all seinen Herausforderungen zu meistern. Und dabei das Ganze so  zu verwalten, dass irgendwann ein neuer Bischof – jetzt ja Dominicus Meier – die Aufgabe des Bischofs von Osnabrück wieder gut übernehmen kann.

Diözesanadministrator, das ist ja ein Amt auf Zeit …

„Amt auf Zeit“ ist für mich ein zu schillernder Begriff. Es war eine Zeit ohne Bischof und gleichzeitig ging das Leben ja weiter. Das heißt: Wir waren herausgefordert, die Zeit der Sedisvakanz zu gestalten. Auf der einen Seite zu wissen: Die Zeit bleibt nicht stehen, Dinge müssen getan werden, Leute müssen versetzt werden, ein Finanzplan muss erstellt werden und gleichzeitig auf den neuen Bischof zu warten, um mit ihm in die Zukunft zu gehen – da eine gute Balance zu finden, das war die Herausforderung. 

War es für Sie eher eine Einschränkung oder eher eine Freiheit, zu wissen, dass das Amt zeitlich begrenzt ist?

Zur Person

Johannes Wübbe ist seit 2013 Weihbischof im Bistum Osnabrück. Sein bischöflicher Wahlspruch lautet: „Voll Hoffnung glauben“ (Römer 4,18). Seit September 2021 ist er außerdem Vorsitzenden der „Kommission XII – Jugend“ der Deutschen Bischofskonferenz und seit Dezember 2021 Domdechant im Domkapitel Osnabrück. Von März 2023 bis September 2024 leitete er das Bistum Osnabrück als Diözesanadministrator.

Weder noch – das war einfach eine Realität. Gemeinsam mit dem Domkapitel und anderen konnte ich vieles entscheiden, manches eben auch nicht, das ist ja vom Kirchenrecht geregelt. Das habe ich aber vorher gewusst und deswegen hat mich das nicht gebremst oder frustriert. Das war schon gut so.

Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Da gibt es jetzt nicht die eine Situation, die ich herausheben möchte, vielmehr erinnere ich mich , dass ich viel Unterstützung und Wohlwollen erfahren haben. Menschen, die gesagt haben: „Danke, dass Sie bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen“, und gleichzeitig ganz viele Kolleginnen und Kollegen und Mitbrüder, die gesagt haben: „Wenn wir dir helfen können, gib Bescheid“. Ich habe immer offene Türen gefunden, wenn ich Rat und Tat brauchte.

Gab es auch besonders schwierige Zeiten?

Es gab herausfordernde Themen in dieser Zeit. Am Anfang war nicht absehbar, dass wir vor so großen finanziellen Schwierigkeiten stehen in puncto Bistumshaushalt, was uns sehr lange beschäftigt hat und auch in den nächsten Jahren noch weiter beschäftigen wird. Und natürlich gehört neben anderen auch die große Herausforderung um die Krankenhäuser im Niels Stensen Verbund dazu. Der ist natürlich in sich eine eigenständige Gesellschaft ist, aber daran ist der Bischöfliche Stuhl beteiligt und damit auch wieder das Bistum. Das hat mich sehr bewegt. Es waren viele Anstrengungen zu unternehmen, damit Menschen ihren Arbeitsplatz behalten können.

Ab dem 8. September, kurz nach 15 Uhr, können Sie die Verantwortung in die Hände von Bischof Dominicus OSB legen. Wie fühlen Sie sich dann, mutmaßlich?

Ich gehe davon aus, dass ich mich dann mit dem ganzen Bistum darüber freuen werde, dass wir mit Bischof Dominicus nicht nur einen ernannten Bischof haben, sondern auch einen, der auf der Kathedra Platz genommen hat und wirklich Bischof von Osnabrück ist, mit allen Rechten und Pflichten. Und ich werde ihn so unterstützen, wie ich es vorher auch bei Bischof Bode als Weihbischof getan habe.

Werden Sie auch ein wenig wehmütig zurückblicken?

Ich denke nicht. Es war eine intensive Zeit, aber jetzt ist es auch gut, dass diese Zeit zu Ende geht. Bischof Bode war fast drei Jahrzehnte Bischof von Osnabrück und wir haben schon gemerkt, dass sich das Bistum nach seinem Rücktritt erst einmal neu sortieren musste. Das war ja ein Paukenschlag. Darauf folgte eine wirklich lange Vakanzzeit, eine Zeit des Übergangs, und jetzt muss es endlich wieder einen ordentlichen Bischof geben, mit dem auch wieder ein Stück Sicherheit zurückkommt.

Damit wieder ein wenig Ruhe einkehrt im Bistum?

Ruhe werden wir wohl auch in Zukunft nicht bekommen, dafür ist im Bistum und in der Kirche zu viel in Bewegung. Ich wünsche uns eher Zuversicht und Hoffnung, damit wir uns den Herausforderungen stellen können. Dass wir stark genug sind und viele Menschen finden, die mit uns die Zukunft gestalten möchten

Es bleibt also spannend …

Ja, aber wenn es nicht spannend wäre, wäre es ja auch langweilig!

Was ist auf der Strecke geblieben in den vergangenen eineinhalb Jahren?  

Es ist ja so, dass sowohl der Bischof wie auch der Weihbischof in jedem Jahr sonst ein Dekanat besucht, die Kirchengemeinden und Einrichtungen visitiert haben. Das hat geruht und ich freue mich darauf, dass im neuen Jahr wieder Visitationen anstehen, wo ich in den Gemeinden wieder viele Menschen treffen werde und Jugendlichen das Sakrament der Firmung spenden werde. Außerdem bin ich auch zuständig für die ständigen Diakone, da will ich wieder mehr Zeit investieren und ich bin ja auch Vorsitzender der Jugendkommission – den Aufgaben auf Bundesebene möchte ich mich auch wieder intensiver widmen. 

Gibt’s auch Dinge, auf die Sie sich privat freuen, für die Sie dann wieder mehr Zeit haben?

Weitere Infos

Der ernannte Bischof des Bistums Osnabrück, Dominicus Meier OSB, wird am Sonntag, 8. September 2024, um 15 Uhr in sein neues Amt eingeführt. Die Feier findet im Rahmen einer festlichen Eucharistiefeier im Osnabrücker Dom statt. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Wenn ein bisschen mehr freie Zeit übrigbleibt, wäre das schön. Es liegen auch schon einige Anfragen von Menschen an, die gesagt haben: „Wenn die Zeit der Administration vorbei ist, dürfen wir uns wieder bei Ihnen melden, dann laden wir Sie ein“, darauf freue ich mich. Ich denke, der Terminkalender bleibt gut gefüllt.

Was wünschen Sie sich für das Bistum Osnabrück in den nächsten Jahren?

Ich glaube, dass wir in unserem Bistum vor großen Veränderungen stehen. Nicht nur, weil wir sparen müssen, sondern auch, weil wir vor Strukturveränderungen stehen und die Kirche sich neu finden muss, sich viele Fragen stellen muss: Wie wollen wir uns in den nächsten Jahren als Kirche verstehen, auch zusammen mit der Caritas? Wie wollen wir für die Menschen da sein? An welchen Punkten wollen wir als Kirche unverkennbar unser Gesicht zeigen ? Dafür wünsche ich unserem Bistum, dass sich ganz viele Menschen auf den Weg machen, um nach Formen zu suchen, wie das gut gelingen kann. Und ich bin auch überzeugt davon, dass wir solche Menschen in unserem Bistum haben!