Mitgehört und Rausgerufen
Es ist immer wieder erstaunlich, was es so für Rückmeldungen auf die Morgenandachten im Radio gibt! Jedenfalls meistens erfreuliche und ich bin oft verwundert, wen und was man damit tatsächlich alles erreicht …
Meine letzten Andachten im Radio wurden im Oktober gesendet. Daraufhin meldeten sich einige, die nun unbedingt auf die Insel Juist kommen wollten, um eine Erfahrung mit Natur, Stille und Spiritualität zu machen. Ein ärztlicher Kollege berichtete, dass er zehn Minuten früher zur Praxis fuhr, um die Andacht im Auto auf dem Parkplatz zu hören und dann mit der Sprechstunde zu beginnen. Ein Mensch erzählte, er habe eigentlich bis dahin überhaupt noch nie von Radioandachten gehört, aber zufällig bei der Betreuung einer Nachbarin eine Andacht „mitgehört“ – nun wolle er unbedingt auch mal Exerzitien machen! Allerdings habe er nur sehr schlechte Erfahrungen mit katholischer Kirche und queeren Menschen gemacht. Seine Frage war, ob Juist eventuell trotzdem ein safe space sein könnte.
Über die Autorin
Sr. Michaela Wachendorfer ist Exerzitienbegleiterin und lebt seit mehr als 14 Jahren auf der Insel Juist. Dort bietet sie u.a. Auszeiten an und versucht, Kirche als Gottesort lebendig und ansprechend zu gestalten. Im Bistumsblog gibt sie spirituelle Impulse, erzählt vom Leben und Arbeiten auf der Insel und von Begegnungen mit ständig wechselnden Menschen, die hier spontan Gemeinde bilden.
Wie gut, dass da manchmal so etwas wie eine Radiostimme und die entsprechenden authentischen Worte zumindest etwas von schwierigen Erfahrungen „übertönen“ können und durchdringen zu inneren Tiefen seelischer Bedürfnisse! Ich glaube sehr, dass ungewöhnlich viel über den Klang einer Stimme möglich ist. Im Grunde ist sie wie ein Instrument, was eben auch gestimmt werden muss und was im besten Fall im Einklang ist mit dem Musizierenden, in dem Fall mit der Sprechenden.
Eben nicht, um zu manipulieren oder irgendwelchen Mist einzuflüstern, sondern um wirklich etwas von befreiender froher Botschaft rüberzubringen! Also bloß nicht verzichten auf Radioandachten oder das Wort zum Sonntag! Ob auf dem Weg zur Arbeit, am Frühstückstisch, nach Feierabend oder einfach mitten drin im Alltag – kurz mal „rausgerufen“ werden und eine/n kleine/n break zu haben, lohnt sich immer!
Auch mir haben diese morgendlichen Worte, warmherzig, wertschätzend und heiter, den ganzen Tag versüßt. In all dem negativen Gerede und Geschreibe in den Medien haben mich diese täglichen drei Minuten geerdet und geöffnet für eine positive Sicht auf die Dinge. Danke!