Die Kirche steht nach den Worten des Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode vor der Herausforderung, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Nach dem Missbrauchsskandal im Jahr 2010 sei im vergangenen Jahr eine neue Krise auf die Kirche zugekommen, sagte Bode am Sonntag (5. Januar) vor rund 150 Gästen seines diesjährigen Neujahrsempfangs.
Dabei habe die Frage im Mittelpunkt gestanden, wie die Kirche mit Geld und Besitz umgehe. Transparenz und Offenheit seien dabei wichtige Maßnahmen der Vertrauensbildung, betonte Bode. Zu den Gästen des Neujahresempfangs zählten unter anderem Vertreter der evangelischen Kirche, der jüdischen Gemeinde, Mitglieder des Bundes- und des Landtags, Vertreter aus den Kommunen und aus anderen Bereichen des öffentlichen Lebens.
Prälat Peter Kossen vom Bischöflichen Offizialat in Vechta ging in einem Gastvortrag auf den Missbrauch von Werkverträgen und die Situation von Leiharbeitern ein, die im vergangenen Jahr bundesweit Schlagzeilen gemacht hatten. Kossen hatte sich zu dieser Thematik bereits mehrfach mit scharfer Kritik öffentlich geäußert. Durch den Missbrauch von Werkverträgen würden in Deutschland, längst nicht nur in der Fleischindustrie, jeden Tag hunderttausende vor allem osteuropäische Arbeitsmigranten systematisch ausgebeutet, gedemütigt und betrogen, kritisierte Kossen. Notwendig seien Mindeststandards etwa bei der Absicherung und der Entlohnung dieser Menschen. Kossen forderte u.a. eine „weitestgehende Einschränkung“ der Werkverträge in der Fleischindustrie, einen „gleichen Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“, einen gesetzlichen Mindestlohn und bezahlbare menschenwürdige Unterkünfte.