Nonnen auf dem TikTok-Kanal des Bistums Osnabrück

„Treiben Nonnen eigentlich Sport?“, „Machen Nonnen Urlaub?“, „Dürfen Nonnen heiraten?“ Und: „Warum tragen Nonnen eigentlich einen Schleier?“ Fragen über Fragen. Schwester Josefine wird nicht müde, sie in kurzen Videos zu beantworten.
Freundlich, lebendig, offen und humorvoll berichtet die 37 Jahre alte Benediktinerin seit einigen Wochen auf der Social-Media-Plattform TikTok von ihrem Lebensalltag im Kloster der Benediktinerinnen in Osnabrück – und räumt mit Vorurteilen auf. So erfahren die User, dass die Schwestern im Kloster durchaus Sport treiben, was sie essen und lesen, dass sie zwei Wochen im Jahr Urlaub machen und dann auch ihr Gewand gegen zivile Kleidung austauschen können.
Die Videos gehen seit Wochen viral. Die Klickzahlen sind sechsstellig, die Menschen neugierig. Beim Produzieren hilft Urs von Wulfen, Social-Media-Manager beim Bistum Osnabrück, der dazu den Anstoß gab und die Videos auf dem TikTok-Kanal des Bistums veröffentlicht.
Weitere Infos
- Hier finden Sie den TikTok-Kanal des Bistums Osnabrück.
- Auch das Bodenpersonal des Bistums Osnabrück ist auf TikTok.
- Hier geht’s zur Internetseite der Benediktinerinnen Osnabrück.
Der Konvent der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament in Osnabrück ist eine kontemplativ-monastische Ordensgemeinschaft. Die derzeit 14 Schwestern leben eher zurückgezogen. Schwerpunkt des klösterlichen Lebens sind die Feier der Liturgie und die eucharistische Anbetung. Das Kloster mitten in der Stadt ist seit über 300 Jahren ein Ort der Ruhe und des Gebetes.
Was treibt die Schwestern an, jungen Menschen auf TikTok von diesem Ordensleben zu erzählen? „Es ist viel Vorurteilsabbau und auch ein wenig Spaß haben“, erzählt Schwester Josefine und schmunzelt. Soziale Medien sind für die jungen Ordensfrauen „das Medium der Zeit“. Hier wollen sie mitmischen, die Plattformen nicht den Extremisten überlassen. Schwester Josefine betont: „Wir müssen dahin gehen, wo die Menschen sind.“ Priorin Schwester Eva Maria unterstützt das Projekt: „Man muss sich eher fragen, ob wir es uns leisten können, nicht auf Social Media präsent zu sein“, sagt sie.

Die Videos erreichen viele Menschen. Ziel ist es jedoch nicht, damit Nachwuchs zu generieren. „Wir versuchen vielmehr, authentisch und überzeugt zu leben. Die Menschen spüren diese innere Weite und werden davon angezogen“, sagt die Priorin. Tatsächlich erleben die Schwestern seit ein paar Jahren ein verstärktes Interesse am monastischen Ordensleben. Schwester Eva-Maria vermutet: „Unsere Angebote können Menschen anders geistlich packen.“ Die jüngste Schwester ist derzeit 32 Jahre alt, die älteste 95 Jahre. Gerade hat Schwester Josefine ihre Ewige Profess abgelegt und Postulantin Melanie ihre Vorbereitungszeit für den Eintritt ins Kloster begonnen.

Das Klosterleben hat sich verändert, ist offener geworden. Die Videos zeigen das. Schwester Eva-Maria erklärt: „Jede Klostergeneration steht vor der Aufgabe, die uralte Ordensregel des heiligen Benedikt ins Heute zu übersetzen.“ Das Ergebnis: „Wir passen uns beweglicher an die Umstände an, sind flexibler, trauen den jungen Schwestern mehr zu. Ältere Menschen verbinden unser Kloster immer noch mit Gittern, das ist schon lange vorbei.“ Individuelle Hobbys und Interessen, Urlaub, Heimatbesuch, Kontakt zu Herkunftsfamilie oder freie Tage sind heute unkompliziert möglich, Kommunikation und der Austausch untereinander hat oberste Priorität.

Die Postulantin Melanie, die seit vier Monaten im Kloster lebt, bestätigt den positiven Effekt dieser Öffnungen: „Ich schätze sehr, dass es hier so dialogisch zugeht. Ich werde gehört und gesehen, auch in meiner Individualität.“ Anders sei Klosterleben für sie nicht mehr möglich: „Wir kommen aus einem eigenständigen Leben mit Beruf, Studium und Beziehungen. Darauf muss sich die Gemeinschaft einstellen“, betont die 42-Jährige.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen – nicht nur auf TikTok. Schwester Eva-Maria blickt auf ein Klosterleben, das unter ihrer Regie bunter geworden ist: ganz konkret durch Blumen, die die gelernte Floristin Melanie liebevoll auf Tischen und Fensterbänken anrichtet, durch selbst gemalte kunstvolle Bilder, verzierte Kerzen, Handarbeiten oder den Essensduft, der durch die Flure weht, wenn Schwester Eva-Maria leidenschaftlich für die Gemeinschaft kocht. Die 54-Jährige erklärt: „Wenn man so intensiv geistlich lebt wie wir, braucht es Ausdrucksmöglichkeiten auch ganz praktisch.“ Ihr Credo dabei: „Jede Schwester soll etwas haben, was ihr wirklich Freude macht“. Die Veränderungen fasst die Priorin so zusammen: „Wir trauen uns mehr, Spaß zu haben.“
