Oster-Kleingeld

Kleingeld, Münzen, Euro
Bild: unsplash.com, Roman Wimmers

Irgendwie tue ich mich in diesem Jahr schwer mit Ostern. Das sind alles so große Worte: Auferstehung, Erlösung, Befreiung, das Leben ist stärker als der Tod, das Grab ist leer,… alles richtig… irgendwie…

Und doch… wenn ich sie in Beziehung setze zu den aktuellen Themen dieser Tage und der letzten Wochen, die mich so umtreiben, rufen sie bei mir grad kein Echo hervor: Ukrainekrieg, Gazastreifen, der Klimawandel, die verrückten Schlagzeilen aus den Vereinigten Staaten, Aufrüstung, Staatsverschuldung,… – was bedeutet da Auferstehung, „halleluja“ und „das Leben siegt“…??? Was heißt das denn jeweils konkret? Fast kommen mir all diese Worte und Sätze wie ein Hundert-Euro-Schein vor: Schön, nett, beruhigend, wenn ich ihn im Portemonaie habe. Aber wenn ich abends um 23.00 Uhr mein Auto aus dem Parkhaus holen möchte, ist das wenig hilfreich. Da ist Kleingeld angesagt.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Was ist das Kleingeld von Ostern? Wie sieht „Auferstehung“ in kleinen Münzen aus? In diesen Tagen ist mir eine Geschichte von Stephan Wahl, der als Seelsorger und Autor in Jerusalem lebt, wieder in die Hände gefallen. In seinem „Jerusalemer Wort am Ostersonntag 2021“ beschreibt er eine kleine Szene:

Ein palästinensischer Taxifahrer hält am Damaskustor in Jerusalem. Er stellt das Auto dort auf seinen Platz, steigt aus, und weil es für ihn als Muslim Zeit für das Mittagsgebet ist, breitet er seinen Gebetsteppich aus, kniet sich hin und beginnt zu beten. Es fängt an zu regnen, aber er betet unbeirrt weiter.

Von der Westmauer kommt ein orthodoxer Jude und hastet, einen Regenschirm in der Hand, nach Hause. Er sieht den betenden Muslim, geht vorbei, unterbricht dann aber doch seinen Weg und kehrt um. Und er hält solange den Regenschirm über ihn, bis der Muslim mit seinem Gebet fertig ist.

Dann umarmen sich beide kurz und wortlos und gehen ihre Wege.

Das ist für mich Ostern. Das ist Auferstehung – nicht groß, nicht spektakulär, wahrscheinlich von vielen unbemerkt – und doch…

Ich möchte in den nächsten Tagen achtsam dafür sein, wann und wo ich das Kleingeld von Ostern entdecken kann, wo Auferstehung in kleinen Münzen geschieht und werde sehr sorgsam all das Kleingeld sammeln und aufheben.

Damit lassen sich vielleicht nicht die richtig großen Rechnungen begleichen – aber für den einen oder anderen kleineren Betrag könnte es schon reichen. 

In dem Sinn: Ihnen viel Osterkleingeld und Auferstehungsmünzen!

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