Die Werke der Barmherzigkeit als Weg der Umkehr (Beichtfeier)

Palmsonntag 2016

Palmsonntag, 20. März 2016

Lesung
Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder,
euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott
gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.
Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert
euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille
Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist. Aufgrund der
Gnade, die mir gegeben ist, sage ich einem jeden von euch: Strebt nicht
über das hinaus, was euch zukommt, sondern strebt danach, besonnen
zu sein, jeder nach dem Maß des Glaubens, das Gott ihm zugeteilt hat.
Wir haben unterschiedliche Gaben, je nach der uns verliehenen
Gnade. Hat einer die Gabe prophetischer Rede, dann rede er in Übereinstimmung
mit dem Glauben; hat einer die Gabe des Dienens, dann
diene er. Wer zum Lehren berufen ist, der lehre; wer zum Trösten und
Ermahnen berufen ist, der tröste und ermahne. Wer gibt, gebe ohne
Hintergedanken; wer Vorsteher ist, setze sich eifrig ein; wer Barmherzigkeit
übt, der tue es freudig.
Eure Liebe sei ohne Heuchelei. Verabscheut das Böse, haltet fest am
Guten! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in
gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom
Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung,
geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Helft den Heiligen,
wenn sie in Not sind; gewährt jederzeit Gastfreundschaft! Segnet eure
Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen
und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes; strebt
nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig! Haltet euch nicht selbst
für weise! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen
gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit
allen Menschen Frieden!
Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse
durch das Gute! Röm 12,1-3.6-18.21

Die Worte des Paulus aus dem Römerbrief, liebe Schwestern und Brüder, sind
eine großartige Zusammenfassung unserer Betrachtungen der sieben geistigen
Werke der Barmherzigkeit. Denn Einübung in die Barmherzigkeit in
unserem Alltag ist genau der wahre und angemessene Gottesdienst, von dem
Paulus spricht. Wir bringen nicht ,etwas‘ als Opfer, um einen launischen Gott
gnädig zu stimmen, sondern wir bringen uns selbst mit Kopf, Herz und Hand
vor Gott und unter die Menschen. Denn auch Gott selbst hat sich ganz als
Mensch von Geburt bis Tod uns geschenkt. Seitdem ist Barmherzigkeit Gottesdienst. „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“, ruft er uns zu. (Mt 9,13; vgl.
Hos 6,6)

Ein Weiteres zeigt Paulus uns: Nicht von jedem wird dasselbe erwartet, sondern
je nach seinen Gaben und Fähigkeiten, nach seinen Talenten. Keinem
gab Gott alles, keinem gab er nichts. Wir haben uns so einzubringen, wie es
unserer Stelle im Leben entspricht. Reden, dienen, lehren, trösten, ermahnen
nennt Paulus. Verschieden sind diese Gaben verteilt. Wer sie hat, soll sie einsetzen. Keiner wird überfordert.

So sehr wir Maß nehmen sollen an der Barmherzigkeit Gottes – „Seid barmherzig,
wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36) –, so sehr schaut Gott
auf das Maß jedes Einzelnen, der bereit ist, nicht im bequemen und unfruchtbaren
Mittelmaß zu bleiben.

Und Paulus gibt sehr praktische Hinweise für ein Leben aus dem Glauben, für
einen Glauben, der in der Liebe wirksam wird, das heißt, der Konsequenzen
hat für mich und für andere Menschen, der lebenstauglich ist:
– Liebe ohne Heuchelei und Doppelbödigkeit
– beim Guten bleiben
– gegenseitig in Liebe und Achtung zugetan sein
– im Eifer nicht erlahmen und leidenschaftlich für Gott bleiben
– helfen, wo Not ist
– Gastfreundschaft gewähren
– segnen, nicht verfluchen
– sich freuen mit den Fröhlichen
– weinen mit den Weinenden
– eines Sinnes sein
– nicht Böses mit Bösem vergleichen
– Frieden halten, wo es eben möglich ist
– sich nicht vom Bösen besiegen lassen, sondern das Böse durch das
Gute besiegen.

Die wunderbare Quintessenz aus alledem lautet: „Seid fröhlich in der Hoffnung,
geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet.“

Unsere Überlegungen zu den Werken der Barmherzigkeit sollen diesen
Lebensstil, den Paulus beschreibt, einüben. Unsere Fastenmeditationen
waren nicht so sehr Predigten oder gar moralische Anweisungen, sondern
haben den Blick auf Jesus selbst gelenkt als den Meister der Barmherzigkeit
mit seinem Geist als dem Tröster. Wenn wir diese personale Beziehung zu
Jesus gesucht haben und suchen, werden wir des Lebensstils immer mehr
inne, den Paulus beschreibt. Und dann werden wir auch nicht von oben herab
belehrt und beurteilt.

Fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet.
Voller Hoffnung – geduldig – betend: Das ist der dreieinige Lebensstil des
Christen, oder wie es an anderer Stelle heißt: besonnen – gerecht – fromm.
(vgl. Tit 2,12)

Liebe Schwestern und Brüder, lernen wir auf diese Weise, was es heißt: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!“. Die Barmherzigkeit selbst ist die Hingabe an Gott und die Menschen. Sie bringt sich selbst, sie ist da, wo Menschen uns
brauchen. Und wo wir da sind füreinander und miteinander, da heiligen wir
den Namen Gottes, der sich ja selbst mit diesem Namen „Ich bin da“ vorgestellt
hat. (vgl. Ex 3,14)

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