Sabbatzeit zum Aufatmen
Zur Ruhe kommen, das Gewesene anschauen, Kraft tanken für Neues: Pastoralreferent Bernd Overhoff hat sich für eine Sabbatzeit entschieden. „Die letzten Jahre waren für mich rasant“, erinnert sich Overhoff. Zwischen Diplomarbeit und Einstieg ins Berufsleben lagen nur 10 Tage. Nach der Ausbildung zum Pastoralreferenten, der sogenannten „Assistenzzeit“, bekam er die Stelle des „Pastoralen Koordinators“, ein Job mit Leitungs- und Personalverantwortung. „So kam ich von einem zum anderen. Im Studium hatte ich Zeit. Aber der ist Job mit vielen Verpflichtungen verbunden – da kann ich nicht einfach sagen ‚Ich bin dann mal weg‘.“ Und doch hat Overhoff sich jetzt bewusst dafür entschieden: „Ich bin dann mal weg!“ Vier Monate, von Februar bis Mai, nimmt er eine Sabbatzeit, eine bezahlte Freistellung von der Arbeit. Das Modell: Der Arbeitnehmer leistet neben seiner vertraglich festgelegten Arbeitszeit weitere Stunden, die auf einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben werden. Nach dieser Ansparzeit kann er dann die angesparte Arbeitszeit in einer Freistellungsphase verbrauchen.
Die Idee der Sabbatzeit geht zurück auf das 3. Buch Mose, das Buch Levitikus im Alten Testament: „Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen, sechs Jahre sollst du deinen Weinberg beschneiden und seinen Ertrag ernten. Aber im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten: Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden“ (Lev 25,3-4).
Zeit statt Geld
„Ich verzichte auf Geld und gönne mir Zeit“, sagt Overhoff. Eineinhalb Jahre hat er Arbeitszeit angespart und auf einen Teil seines Lohns verzichtet. „Mit meiner Entscheidung hat die Erholung schon angefangen“, sagt Overhoff. Dabei stand für ihn immer fest, die Sabbatzeit „nicht mal so zwischendurch“ zu nehmen, sondern sie mit einem Stellenwechsel zu verbinden. Ende Januar wurde Overhoff in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst-Rulle-Hollage verabschiedet. Im Juni übernimmt er neue Aufgaben in Liebfrauen Eversburg und St. Matthias Pye, außerdem in der Gemeindeberatung des Bistums.
„Ich hab die Zeit. Was mach ich jetzt damit?“ Auch wenn Overhoff von sich selbst sagt, er sei die Sache „eher blauäugig“ angegangen, so hat er sich diese Frage im Vorfeld natürlich öfter gestellt. Sein erster Schritt führt ihn nach Berlin. Dort arbeitet er in der Fastenzeit ehrenamtlich in einer Suppenküche. Er wohnt im Kloster der Franziskaner, erlebt dort deren Gebetszeiten mit. „Ich wollte einen Teil der Sabbatzeit gerne in einer Großstadt verbringen“, erklärt Overhoff. „Leute gucken, im Café sitzen, Kultur erleben. Gleichzeitig möchte ich inhaltlich an Bekanntes anknüpfen.“
Und danach? Im April kommen Gäste von den Philippinen ins Bistum Osnabrück. Overhoff hat das dortige Pastoralinstitut Bukal vor einiger Zeit mit Kolleginnen und Kollegen besucht und freut sich jetzt auf das Wiedersehen. Hier lesen Sie mehr zu der Reise! Außerdem fährt er Ende Mai zum Katholikentag nach Leipzig. „Nach der Erfahrung in Berlin und dem Trubel der Großstadt möchte ich vielleicht Zeit auf einer Insel verbringen“, sagt Overhoff. Welche, das weiß er heute noch nicht.
„Das ist wie Sommerferien!“
Was ist der besondere Wert dieser Sabbatzeit? Overhoff antwortet prompt: „Die Vorfreude! Zu überlegen: Was ist mir wichtig im Leben? Was kann ich jetzt tun, das ich mit meinem Alltag sonst nicht in Verbindung bringe? Das ist wie Sommerferien. Allein die Aussicht darauf gibt Lebensqualität.“
Bischof Franz-Josef Bode hat für die Zeit von September 2015 bis September 2016 ein „Jahr des Aufatmens“ ausgerufen. „Meine Sabbatzeit fällt nur zufällig in dieses Jahr, aber all das, was der Bischof damit will, erlebe ich ausgiebig“, sagt Overhoff.
Doch neben all der Vorfreude klingen kleine Zweifel mit: „Aufatmen kann auch in die Krise führen – ich bin gespannt“, sagt Overhoff. In Berlin habe er keine sozialen Kontakte. „Dort bin ich auf mich selbst zurück geworfen. Vielleicht kommt der Punkt, an dem ich sage: Jetzt würde ich lieber wieder arbeiten …“
Mit Überforderung, Burn-out oder Dauerstress habe seine Sabbatzeit nichts zu tun, sagt Overhoff. Im Gegenteil: „Ich arbeite gerne, mein Job erfüllt mich.“ Auch in dieser freien Zeit will der 34-Jährige etwas machen, nicht nur rumsitzen, sondern anpacken.“ Mit der Tätigkeit in Berlins Suppenküche habe er bewusst eine Tätigkeit gesucht, die nichts mit dem Bisherigen zu tun hat. „Ich bin nicht als Seelsorger da. Ich trage da keine Verantwortung“, sagt er. Was rät er anderen, die auch mit dem Gedanken spielen, eine Auszeit zu nehmen? „Machen! Egal, ob 2 Monate, 4 Monate oder gleich ein ganzes Jahr. Allein mit der Entscheidung fängt die Erholung schon an.“ Und noch einen Tipp gibt er: „Die Zeit nicht von vornherein zu voll packen!“