Sind Sie auch urlaubsreif?

Sind Sie auch urlaubsreif?
Bild: pixabay.com, Harry Strauss

Wir haben gerade acht Tage Urlaub in Nordfriesland hinter uns. Und ja, ich war urlaubsreif!! Die Arbeit am neuen Buchmanuskript gestaltete sich intensiver als gedacht – und nach Corona wieder in einen „Kurs-und-Veranstaltungsmodus“ zu kommen, war auch anstrengend und hat viel Kraft gekostet. So war ich „reif für die Insel“, reif für ein paar Tage ohne „to-do-Listen“, ohne Mails und Telefon – und ohne Gartenpflanzen, die mich vorwurfsvoll anschauen, weil ich mich schon wieder nicht genug um sie kümmern konnte.

„Ich bin reif für die Insel“ – damit will man eigentlich sagen, dass man grad von allem die Nase gestrichen voll hat. Nur weg, nur raus aus dem Alltag, mal alles vergessen, was einen sonst während des  Jahres belastet. Und dann kommt man schnell in die Versuchung, sich von den Tagen all das zu erhoffen, was man sonst vermisst – zum Beispiel Sonne, Strand und viel Vergnügen. Damit aber wird der Urlaub überfrachtet, er kann gar nicht das ausgleichen, was sich eventuell an Mangel und „Hunger“ angesammelt hat. Und wenn es dann Bindfäden regnet, die Piloten streiken, das Hotel sich als Baustelle erweist, ist die Enttäuschung groß.

Ursprünglich kommt das Wort „reif“ aus der Natur. Wenn man von einer Frucht sagt, dass sie reif ist, dann kann man sie jetzt pflücken. Sie ist „ausgereift“, wächst nicht mehr weiter. Das Optimum ist erreicht. Deshalb wird das Wort auch in einem übertragenen Sinn dafür benutzt, wenn man etwas kann oder gelernt hat, z. B. bei der „Reifeprüfung“ oder der „Lebensreife“.

Ja – ich bin „urlaubsreif“ – aber bin ich auch „reif“ für den Urlaub? Beherrsche ich die „Kunst des Urlaub-machens“?

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Die meint nämlich nicht die Flucht aus dem Alltag, ist nicht die Reduzierung des Lebens nur auf diese Wochen. In einem guten Sinne „reif“ für den Urlaub zu sein bedeutet, sehr bewusst in dieser Zeit ein Gegengewicht zum Alltag zu setzen – ohne ihn damit zu entwerten. Wenn ich normalerweise viel mit Menschen zu tun habe, dann suche ich jetzt vielleicht eher das Allein-Sein und nicht die Begegnungen einer Gruppenreise. Wenn mein Leben sehr verplant ist und ich nach Terminkalender lebe, dann brauche ich im Urlaub Spontanität und kein straffes Programm. Wer eher geordnet lebt, dem mag der Nervenkitzel gut tun, wer tagtäglich Aufregungen genug hat, wird vielleicht etwas Beschauliches suchen.

Diese etwas ruhigeren Wochen des Jahres sind auch die Chance, wieder neu auf „den Geschmack zu kommen“ … wenn ich in den Ferien etwas tue, wozu ich sonst nicht komme, kann ich vielleicht erfahren, spüren, erleben, das es mir gut tut. Und möglicherweise bekomme ich dann Lust, auch in meinem Alltag eher mal einen Gegenpol zu setzen: Wenn viel Umtrieb war, am Abend nochmal eine halbe Stunde allein im Wald spazieren zu gehen, nach einem langen Arbeitstag am Computer nicht direkt zum Fernseher zu wechseln, sondern zu einem Buch zu greifen, wenn es am Tag viel Routine gab, mal das neue Kochrezept auszuprobieren.

Wie wäre es denn damit, in diesen ruhigeren Wochen schon mal zu überlegen, wie man solche kleinen Urlaubsmomente auch im Alltag integrieren kann?

Eine gute Ferienzeit wünsch ich Ihnen!

2 Kommentare zu “Sind Sie auch urlaubsreif?

  1. Vielen Dank! Hört sich erstmal sehr banal an, aber das Stichwort „Gegenpol“ lässt mich nun nicht mehr los.
    Unser Urlaub dauert leider noch, aber ich werde mir schon mal kleine Gegenpole bereiten.

    1. Dann wünsche ich viele gute Ideen dafür – und manchmal können schon kleine Dinge die Richtung ändern!
      Mit herzlichen Grüßen aus dem Emsland,
      Andrea Schwarz

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