Von Sternschnuppen und Gebeten
Jetzt ist die beste Zeiten für Wünsche, denn der August steht unter einem guten Stern! Oder besser gesagt: unter vielen guten Sternen – und Sie müssen sich nicht einmal besonders anstrengen, um die vom Himmel zu holen. In diesem Monat purzeln sie ganz von alleine!
Wie in jedem Jahr kreuzt die Erde zu dieser Zeit die Perseiden, einen großen Sternschnuppenschwarm, der aus den Überresten des Kometen Swift-Tuttle besteht. Im Volksmund werden die Sternschnuppen dieser Tage auch „Tränen des Laurentius“ genannt, weil ihr Auftreten jährlich mit den Todesstag des Heiligen Laurentius am 10. August zusammenfällt. Er wurde im dritten Jahrhundert nach Christus als Märtyrer zu Tode gefoltert.
Bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde
Sterne faszinieren – schließlich folgten schon die Heiligen Drei Könige einem Stern, um Jesus Christus zu finden. Seit Jahrtausenden dienen sie den Menschen als Orientierung. Und noch viel früher haben sie ihren Platz am Himmel eingenommen – als gleichsam geheimnisvolles wie tröstendes Licht im Dunkel, unendlich weit entfernt und doch immer da. „Begrenzt in seinem Wesen, unbegrenzt in seinen Wünschen, ist der Mensch ein gefallener Gott, der sich an den Himmel erinnert“, hat der französische Schriftsteller Alphonse de Lamartine einmal gesagt. Vielleicht ist es dieses Erinnern an den Himmel, das uns manchmal hoffen lässt, dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn wir eine Sternschnuppe sehen.
Dafür gibt es natürlich keine Beweise, aber derzeit ziemlich viele Möglichkeiten, es einfach einmal auszuprobieren: Bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde werden in der Nacht vom 11. auf den 12. August erwartet. Aber auch in den Nächten vor und nach diesem Maximum stehen die Chancen auf eine Sichtung gut. Ganz schön viele potentielle Wünsche!
Nun ist das mit dem Wünschen aber so eine Sache: „Bedenke gut, was du dir wünschst, es könnte wahr werden“ lautet eine alte Volksweisheit. Der Schriftsteller Oscar Wilde setzt sogar noch einen drauf: „Auf dieser Erde gibt es nur zwei Tragödien: die eine besteht darin, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht, die andere darin, dass man es bekommt. Die zweite ist viel schlimmer, sie ist eine wirkliche Tragödie.“
Bittet, dann wird euch gegeben
Wir kennen das aus dem Märchen, dort geht die Sache mit dem Wünschen meistens schief: Wer einen Wunsch frei hat oder gleich mehrere, wird dadurch nur selten zu einem glücklicheren Menschen. In „Der Fischer und seine Frau“ ist die Frau des Fischers nie zufrieden, wenn einer ihrer Wünsche von einem verzauberten Fisch erfüllt wird und wünscht so lange weiter, bis ihr schließlich alles wieder genommen wird. König Midas wünschte sich schon in der alten Mythologie, dass alles, was er anfasst, zu Gold werden soll – und wäre fast verhungert, als auch Essen und Trinken sich bei seiner Berührung in Gold verwandelten.
Wunscherfüllung als Tragödie – das mag sich zynisch anhören, ist aber bei näherem Hinsehen gar nicht so falsch: denn wer einen Wunsch hat, ein Ziel, ein Sehnen, der hat auch Antrieb, der will etwas verändern, der hat einen Grund zum Leben. Man könnte es auch formulieren wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer: „Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.“
Aber sagt nicht schon Jesus in der Bibel: „Bittet, dann wird euch gegeben“? Ja! Und daran können wir uns auch heute halten – beim Sternschnuppenwunsch am besten genauso wie im alltäglichen Gebet. Gerade wenn mit diesem Bitten nicht gemeint ist, einfach „Bittebitte“ zu sagen und schwupps schon ist ein Wunsch erfüllt.
In diesem Sinne: Halten Sie die Augen offen – die nächste Sternschnuppe könnte Ihre sein!