Trauer und Hoffnung – Eindrücke aus Rom

Hunderttausende Menschen waren zur Beerdigung von Papst Franziskus in Rom und sind es auch noch in den Tagen danach, bis zum Konklave. Darunter auch einige, die einen Bezug zum Bistum Osnabrück haben. Hier berichten zwei von ihren Erlebnissen vor Ort.

Tobias Otte ist Pastoralreferent und Referent in der Abteilung Weltkirche – er hat bei der Trauerfeier und später auch am Grab persönlich Abschied genommen:

Tobias Otte

„Ich bin spontan zur Trauerfeier nach Rom gereist und die Erfahrungen dort waren bewegend und machen mich nachdenklich: über meine Perspektiven auf Kirche und meine Berufung als Christ in der Welt, im Bistum Osnabrück, im Alltag in der Gemeinde … Die Atmosphäre während der Trauerfeier war von einer tiefen Dankbarkeit der Anwesenden geprägt. Trotz der enormen Menschenmenge herrschte eine andächtige Stille, insbesondere als die Totenglocke läutete. Es war ein Moment der kollektiven Besinnung, der die weltweite Verbundenheit mit dem Papst und der Kirche spürbar machte.

Gebetsheft

Besonders eindrucksvoll war die Einbindung verschiedener liturgischer Traditionen. Die Abschiedsgebete und -gesänge der ostkirchlichen Traditionen in Arabisch und Griechisch. Das lateinische Gebetsheft ermöglichten eine Einheit im Gebet, die trotz aller Diversität der Weltkirche EINE Glaubensgemeinschaft ausdrückte.

Die Vielfalt der anwesenden Gläubigen aus aller Welt hat mich tief beeindruckt und lässt mich demütiger werden. Es wurde deutlich, wie Papst Franziskus Brücken zwischen Kulturen und Konfessionen gebaut hat. Sein Aufruf, an die Ränder der Gesellschaften zu gehen, Hoffnung zu stiften und Barmherzigkeit zu leben, bleibt eine bleibende Herausforderung für uns alle. Papst Franziskus war und bleibt ein Hirte der Hoffnung. Sein Leben und Wirken erinnern uns daran, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und dass unsere Aufgabe als Christinnen und Christen darin besteht, die Frohe Botschaft in die Welt zu tragen – besonders zu denen, die am meisten darauf angewiesen sind.“


Sr. Anne Healy FMVD hat zwölf Jahre lang als Gemeindereferentin in Lingen-Süd gearbeitet. Im September 2024 wurde sie zur Präsidentin ihrer Gemeinschaft Verbum Dei gewählt. Seit Januar 2025 lebt sie in Rom:

„Die Nachricht vom Tod des Papstes am Ostermontag kam überraschend, obwohl wir von seiner Krankheit wussten. Am Dienstag begegnete ich Pilgern, die ihn am Ostersonntag noch auf dem Petersplatz gesehen hatten. Auch sie waren erschüttert.

Schwester Anne Healy (rechts) mit einer Mitschwester während der Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz
Schwester Anne Healy (rechts) mit einer Mitschwester während der Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz

Gemeinsam mit einer Freundin machte ich mich Tage später auf den Weg zum Petersdom, wo der Papst aufgebahrt war. Allein an diesem Tag kamen über 20.000 Menschen, viele weitere an folgten. Die Atmosphäre im Inneren der Basilika war würdevoll. Es war beeindruckend, wie viel Stille unter so vielen Menschen zu spüren war. Fremde zeigten kleine Gesten der Freundlichkeit, ein Spiegel dessen, was viele an diesem Papst schätzten: seine Nähe zu den Menschen, besonders denen an den Rändern.

Bei der Beerdigung konnte ich relativ weit vorne stehen. Es war bewegend, Teil dieser Feier zu sein. Besonders ein Satz hallte nach: „Brücken bauen, nicht Mauern.“ Spontaner Applaus und Tränen zeigten die große Wertschätzung für diesen Papst. Etwa 250.000 Menschen versammelten sich auf dem Petersplatz, weitere 150.000 säumten die Straßen.

Diese Erfahrungen waren kraftvoll, trotz Hitze und langer Wartezeiten Ich selbst bin nicht der Typ für solche Großereignisse, aber ich spürte einen inneren Ruf, dabei zu sein. Warum? Vielleicht, weil Franziskus so viele Menschen berührt hat. Man erinnerte sich an seine Worte wie „Lasst euch die Hoffnung nicht rauben!“ (Palmsonntag 2013) und an seine Gesten, etwa die Fußwaschung von Gefangenen.

Hunderttausende Menschen verabschiedeten sich von Papst Franziskus, der vor seiner Beerdigung im Petersdom aufgebahrt war. Bild: Deutsche Bischofskonferenz, Jessica Krämer

Einige hatten sich mehr Wandel erhofft. Als Leiterin einer internationalen Gemeinschaft verstehe ich, dass wirkliche Veränderung Zeit braucht, sonst leiden die Schwächsten zuerst. Vielleicht wusste Franziskus das. Vielleicht hätte er mehr tun können. Doch nun liegt es nicht mehr in seiner Hand, bald wird ein anderer übernehmen.

Franziskus hat der Kirche eine klare Reformrichtung gegeben auch durch sein einfaches, glaubwürdiges Leben. Viele hoffen, dass sein Nachfolger darauf weiter aufbaut. Dass er im Heiligen Jahr der Hoffnung gestorben ist, ist für mich eine Einladung, dem Heiligen Geist zu vertrauen. „Wenn dieses Werk von Menschen stammt, wird es untergehen; stammt es aber von Gott, werdet ihr es nicht aufhalten können.“ (Apostelgeschichte 5,38–39)“

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