Und dann wird alles klar
Etwa acht Tage nach diesen Worten nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.
Lukas 9,28b-36
Es gibt eine ganz interessante Erscheinung, ein Phänomen, das uns die Atmosphäre beschert.
Bei der Wettervorhersage sprechen die Meteorologen gelegentliche von Aufheiterungen. So wird ein mehr oder minder bewegtes Wolkenbild bezeichnet, das sporadisch aufreißt und dem Menschen einzelne, flüchtige Durchblicke ins Freie, in die obere Welt des azurblauen Himmels gewährt. Von oben aus gesehen bekommt die Sonne Gelegenheit, ihre Strahlen hier und dort die ansonsten verschattete Welt hier auf Erden zu senden.
Neben diesem Begriff der Aufheiterung gibt es einen weiteren Begriff der Aufklarung. Der bewölkte Himmel klart auf, es wird klar und hell.
Diese beiden Wetterphänomene mögen ein wenig helfen, sich dem anzunähern, was uns im Evangelium der Verklärung Christi mitgeteilt wird. In den düsten Wolken, die über dem Weg Jesu nach Jerusalem, dem Ort seines zu erwartenden Todes, liegen, wird für einen Augenblick klar, dass Jesus in tiefer Verbindung mit seinem Vater im Himmel steht. In dieser „Aufklarung“ klärt sich für Jesus der weitere Weg.
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Und ein Drittes: Lukas spricht nicht von Aufklärung, sondern von Verklärung. Verklärung wird oft negative gedeutet. „Der verklärt alles. Der kann die Wirklichkeit gar nicht aushalten, der muss sie immer verschönern, schön reden“ – so sagen wird.
Aber es gibt im Glauben auch dies: wirkliche Verklärung: Dass die Situation ernst genommen wird und mit großer Klarheit angegangen wird.
Wie hilfreich ist es in der gegenwärtigen Situation der Kirche, wenn sie nicht nur Missstände entschieden aufklärt, sondern selber klar wird und entschieden den Weg der Nachfolge Jesu antritt. Dieser Weg ist dann – bildlich gesprochen – ein Weg vom Berg der Verklärung hinab zum Berg Golgota.
Pater Franz Richardt