Verklärung – das scheint durch!
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah: Als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten.
Lukas 9,28-36
Es sind wertvolle Wendepunkte im Leben, wenn einem plötzlich aufgeht, was Sache ist. Das gilt für die positiven wie für die negativen Auf- oder Einbrüche ins Leben.
Positiv, wenn mir auf einmal klar wird, zu welcher Aufgabe ich berufen bin, welchen Beruf ich ergreifen möchte, wen ich heiraten möchte, wo ich helfen muss und kann. Das sind Augenblicke großer Klarheit, die Kraft geben für die anstehenden Entscheidungen, und Kraft geben, diese dann auch entschieden durchzutragen.
Negativ, wenn einem auf einmal klar wird, wie bedrohlich beispielsweise eine mitgeteilte Diagnose ist. Wie erschreckend nahe mir eine Erkenntnis rückt, die ich zwar schon länger wusste, deren Folgen ich aber jetzt auf einmal spüre, wie etwa den Wandel des Klimas. Oder wie ernüchternd, feststellen zu müssen, wie sehr man sich in einem Menschen getäuscht hat. Auch wie abgründig tief und dunkel das Böse ist, mit dem ich konfrontiert bin. So jetzt die Bedrohung durch Krieg. Immer habe ich gewusst, dass es Kriege gibt und dass es das Böse gibt, aber dass es sich so nahe und so Menschen verächtlich in der Nähe breitmacht, greift mich ganz anders an und nimmt mich in Anspruch.
Wie ein Mensch auf die schönen und schrecklichen, auf die erhebenden und niederschmetternden Ereignisse reagiert, welche Resonanz diese Aufklärungen und/oder Zumutungen auslösen, das scheint im Menschen durch. Man kann es seinem Gesicht und seiner Haltung ansehen. Sein Angesicht kann leuchten oder im anderen Fall zerknittert sorgenvoll sein. Das ist eine Form von dem, was wir mit „Verklärung“ meinen.
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In unserem liturgischen Sprachgebrauch heißt der 2. Fastensonntag „Verklärung des Herrn“. Im Lateinischen heißt er „Transfiguration“ – und das bedeutet: Veränderung, Verwandlung, die innen geschieht, aber nach außen hin sichtbar wird. Jesu Aussehen strahlt im Hören der Zusage „mein geliebter Sohn“ leuchtend hell auf, zugleich aber wird ihm darin klar, dass sein Weg in Jerusalem enden wird. Jerusalem ist der Ort der Entscheidung, es wird der Ort seines Todes sein. Diese innere Klärung scheint durch. Seine Begleiter merken, dass sich in diesem Augenblick in Jesus etwas Entscheidendes ereignet hat. Sie können es im Augenblick des Erlebnisses noch gar nicht fassen, erst im Lauf des weiteren Weges mit Jesus wird ihnen klar, was auf dem Berg Tabor passiert ist.
Wie gut, wenn wir uns in solchen Augenblick des Einbruchs einer größeren Wirklichkeit in unser Leben mit anderen Menschen verbunden wissen und als von ihnen angenommen erleben, auch wenn wir ihnen im Augenblick nicht erklären können, was sich in unserem Innern ereignet hat.
Pater Franz Richardt