Wenn die Hoffnung Beine macht …

Christen haben Grund zur Hoffnung – und zwar in der doppelten Bedeutung des Wortes. Gott selbst sagt uns diese Hoffnung zu: „ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Die Bibel, Der Prophet Jeremia, Kapitel 29, Vers 11) – und diese Verheißung lässt uns vertrauensvoll den Herausforderungen des Lebens begegnen.
Wer in einem solchen Sinn hofft, der kann eigentlich voll Zuversicht in die Welt schauen, allen Krisen und Problemen zum Trotz. Der glaubt daran, dass Gott alle Wege mitgeht, auch die durch dunkle Zeiten und Chaos hindurch – und dass das Leben stärker ist, als alle kleinen und großen Tode. Deshalb hat er Boden unter den Füßen, wenn er der Zusage traut, er wird geerdet und in die Realitäten der Welt hinein gestellt. Der träumt nicht vor sich hin, sondern handelt und packt an. Denn seine Hoffnung ist begründet.
Das christliche Symbol für die Hoffnung ist der Anker – er verankert das Schiff am Grund, so dass es Halt hat und die Stürme überstehen kann. Und wenn das Schiff dann wieder weiterfährt, dann hat es seinen Anker dabei – so wie wir auch die Hoffnung in uns tragen und mitnehmen.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Denn mit solch einem Vertrauen auf Gott kann man getrost aufbrechen und sich auf das Neue und Andere einlassen, mit wenig Gepäck, das Ziel vor Augen. Wer der Verheißung glaubt, wird seine Komfortzone verlassen und sich Wind und Wetter aussetzen. Der richtet sich nicht gemütlich am warmen Ofen ein, sondern macht sich auf den Weg – weil die Hoffnung ihn regelrecht dazu antreibt und ihm „Beine macht“ …
Und so einer könnte zu einem „Pilger der Hoffnung“ werden – wie das Motto des Heiligen Jahres lautet. Und das lädt eben nicht zum „sitzenbleiben“ ein, sondern fordert im wahrsten Sinn des Wortes heraus.
Ursula Altehenger, Wallfahrtsseelsorgerin in Werl, hat ein passendes Gebet dazu geschrieben und mir freundlicherweise erlaubt, es hier zu verwenden:
Pilger der Hoffnung
Herr Jesus Christus,
Ursula Altehenger
auf vielen Wegen sind wir unterwegs zu dir.
Du gehst mit, im Wort, das wir hören.
Du bist an unserer Seite, in dem Brot, das du uns schenkst.
Wir gehen durch eine Zeit,
manchmal orientierungslos, manchmal ratlos,
doch du legst uns eine Hoffnungsspur,
der wir folgen können,
die uns Mut macht, Pilger der Hoffnung zu sein.
Pilger der Hoffnung, die dich und deine Botschaft in die Welt bringen.
Pilger der Hoffnung für die Menschen, die uns begegnen.
Pilger der Hoffnung, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Pilger der Hoffnung, die sich für die Bewahrung deiner Schöpfung engagieren.
Pilger der Hoffnung für unsere Zeit wollen wir sein.
Schritt für Schritt sind wir auf dem Weg des Glaubens,
dein pilgerndes Volk Gottes.
Lass uns so leben,
dass man uns fragt, von welcher Hoffnung wir getragen sind. Amen.
Ach übrigens: Um Pilger zu sein, muss man nicht unbedingt einen Rucksack packen und nach Santiago laufen. Durch das äußere Tun soll eine innere Haltung eingeübt werden. Manche aber können zehnmal nach Santiago laufen, ohne dass sich in ihnen etwas ändert. Andererseits: Jemand, der im Rollstuhl sitzt, kann durchaus eine solche Haltung haben, auch wenn er keinen Fuß mehr vor den anderen setzen kann.
Worum es eigentlich geht, das wird sehr schön deutlich an der Neuübersetzung von Psalm 84,6. In der alten Einheitsübersetzung heißt es da: „Wohl den Menschen, die Kraft finden in dir, wenn sie sich zur Wallfahrt rüsten.“ In der neuen Übersetzung kommt im gleichen Vers etwas Anderes zum Klingen. Dort steht jetzt: „Selig die Menschen, die Kraft finden in dir, die Pilgerwege im Herzen haben“. Pilgerwege der Hoffnung sozusagen …