Wo sind die Engel?
Danach verließ sie der Engel… (Lk 1,38b) Und es geschah, als die Engel von den Hirten in den Himmel zurückgekehrt waren … (Lk 2,15a)
Ist ja irgendwie schon interessant … immer dann, wenn es spannend wird, sind keine Engel da … Maria muss sehen,
wie sie Josef die Nachricht schonend beibringt – und auch bei der Geburt im schäbigen Stall lässt sich kein Engel blicken.
Gerade jetzt könnte man sie doch brauchen!
Eine Erfahrung, die Menschen auch heute machen: Manchmal ist kein Engel da, der das Unglück verhindert, der einem
aus der Patsche hilft, eine schlimme Situation etwas erträglicher macht.
Es scheint so, als ob wir diese Aufgaben nicht einfach an die himmlischen Wesen delegieren können. Wir sind gefragt,
anderen solch ein Engel zu sein. Wahrscheinlich werden wir dabei kein honigsüßes „Gloria in excelsis deo!“ vor uns
hin singen, die nach außen nicht sichtbaren Flügel dürften gelegentlich etwas ramponiert sein und manchmal mögen
Jeans und T-Shirt hilfreicher sein als ein weißes, blütenreines Gewand. Darauf kommt es auch gar nicht an.
Manche Engel erkennt man erst auf den zweiten Blick – und nicht alles, was nach Engel aussieht, ist auch einer.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Menschliche Engel reden meistens nicht viel, sondern packen mit an, nehmen in den Arm, halten und stützen,
kochen Suppe, machen Kaffee, geben Kleidung aus, sind einfach da, wenn man sie braucht, ganz unaufdringlich.
Und manchmal hören sie einfach nur zu.
Wir brauchen solche Engel. Und jede und jeder von uns kann anderen so ein Engel sein. Unglücke werden wir wohl in
den seltensten Fällen verhindern können, aber anderen aus der Patsche helfen und eine schlimme Situation etwas
erträglicher machen, das kriegen wir schon hin. Und ich bin sicher: Wenn wir anderen so ein Engel sind, dann werden
auch andere für uns ein Engel sein.
In dem Sinn: eine engelreiche Zeit – mit der Erfahrung „vom Flügel des Engels sanft berührt, wächst der Mut zum Leben“.
Dann können wir auch in das „Ehre sei Gott in der Höhe“ einstimmen! Ach ja: Und Gesegnete Weihnachten …