Vom Einsatz für die Schöpfung und Franziskus’ großem Erbe

Vor zehn Jahren veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika „Laudato Si“. In diesem Rundschreiben, das als Umwelt-Enzyklika bekannt geworden ist, machte er deutlich, dass die Menschen in vielen Bereichen über ihre Verhältnisse leben und rief dazu auf, einen sensibleren und nachhaltigeren Umgang mit der Erde einzuüben. Weltweit und auch in Osnabrück hat das Spuren hinterlassen.
Klaus gr. Beilage, einer der Gründer der Laudato Si-Gruppe Osnabrück und des deutschsprachigen Laudato-Si-Netzwerks, erklärt hier im Interview, was diese Schrift wegweisend macht und warum es so wichtig ist, das Erbe von Papst Franziskus mit Freude und einem Lächeln weiterzutragen.
Vor zehn Jahren, an Pfingsten 2015, veröffentlichte Papst Franziskus seine Enzyklika mit dem Namen „Laudato Si“. Welche Auswirkungen und welche Bedeutung hatte das für Sie persönlich?
Klaus gr. Beilage: Als ich „Laudato Si“ 2015 las, war ich sofort begeistert. Papst Franziskus hat darin Lösungsansätze für die ökologischen Krisen unserer Zeit aufgezeigt, die für mich stimmig und wegweisend sind. Besonders erscheint mir, dass er Technik nicht nur als Teil der Lösung, sondern auch als Teil des Problems sieht und einen Kulturwandel fordert: Wir Menschen sind nicht der Mittelpunkt der Schöpfung, sondern Teil von ihr und wir sind mit allem Geschöpfen verbunden. Diese Sichtweise finde ich mehr als überzeugend und hat mich motiviert, aktiv zu werden.

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vermächtnis von Papst Franziskus?
Klaus gr. Beilage: Papst Franziskus hat mit „Laudato Si“ ein Vermächtnis hinterlassen, das weit über die Kirche hinausweist. Er verzichtet auf theologische Fachbegriffe und lädt alle Menschen dazu ein, uns als Teil der Schöpfung zu begreifen, die Schöpfung als Geschenk zu sehen und sie mit Hoffnung und Freude zu bewahren – und das mit einer freundlichen, zugewandten Haltung. Besonders wichtig finde ich, dass Franziskus das falsche Handeln der Verantwortlichen zwar benennt, aber das gemeinsame, verantwortungsvolle Denken und Handeln in den Vordergrund stellt. Seine Botschaft richtet sich an alle Menschen guten Willens, nicht nur an Katholiken. Franziskus fordert einen echten Kulturwandel: Weg vom Denken, der Mensch stehe im Mittelpunkt, hin zu einem Bewusstsein, dass wir Teil der Schöpfung und mit allen Geschöpften verbunden sind. Dieser Kulturwandel ist unbequem aber notwendig – und Franziskus zeigt, dass dieser Wandel nur mit Offenheit, Freude und einem Lächeln gelingt. Das habe ich für mich verinnerlicht: Statt andere zu kritisieren, versuche ich, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Was machen Sie zum Beispiel?

Klaus gr. Beilage: Ich versuche, dieses Bewusstsein auch im Alltag zu leben. Unsere fünfköpfige Familie hat seit acht Jahren kein Auto mehr. Ich bin Architekt und fahre zu Kundenterminen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wir fliegen nicht, und seit 18 Jahren nutzen wir eine Wärmepumpe. Es sind aber auch die kleinen Dinge: Als mein Fahrradschlüssel kaputtging, sagte man mir, dass man ihn nicht reparieren kann. Also habe ich ihn selbst wieder instand gesetzt. Dieser Schlüssel ist für mich inzwischen ein Symbol geworden: Es macht Freude, Dinge zu reparieren und ihnen ein neues Leben zu geben. Oft werde ich darauf angesprochen – und so wird er zum Gesprächsanlass für nachhaltiges Handeln.
Wie möchten Sie dazu beitragen, „Laudato Si“ bekannter zu machen?
Klaus gr. Beilage: Interessanterweise ist die Enzyklika außerhalb der Kirche viel bekannter als innerhalb. Viele Katholiken denken bei „Laudato Si“ zuerst an das bekannte Lied und vermuten hinter der Laudato Si-Gruppe eine Singgruppe. Dabei steht hinter dem Namen eine Bewegung, die für einen maßvollen, respektvollen Umgang mit der Schöpfung eintritt. Politik und Wirtschaft konzentrieren sich oft auf technische Lösungen, weil sich damit Geld verdienen lässt. Franziskus aber fordert ein „Weniger“ und einen Kulturwandel, der nicht auf Profit ausgerichtet ist. Das ist unbequem, aber notwendig – und genau das möchten wir weitertragen. Die Kirche hätte hier eine wichtige Rolle, doch das Thema Schöpfung ist leider oft zu wenig präsent. Wir möchten es ohne Vorwürfe, sondern mit Freude und Offenheit in den Mittelpunkt rücken – so, wie Franziskus es vorgelebt hat.
Die Gruppe Laudato si Osnabrück wurde im Oktober 2019 gegründet, um dem Aufruf von Papst Franziskus zu folgen. Was genau macht die Gruppe?
Weitere Infos
- Im Zeichen von „Laudato Si“ steht auch die Ausschreibung des Umweltpreises des Bistums Osnabrück, für den man sich noch bis Mitte August bewerben kann. Mehr dazu steht hier.
- Hier gelangen Sie zum Infoflyer der Laudato Si-Woche vom 24. bi 31. Mai 2025 mit Programm.
- Zum Internetauftritt des deutschsprachigen Laudato Si-Netzwerks gelangen sie hier. Dort finden Sie auch die Enzyklika, Texte, Gebete Veranstaltungshinweise und Infos.
- Hier geht’s zum Internetauftritt der Laudato Si-Gruppe Osnabrück.
- Impulskarten von Laudato Si können Sie sich hier ansehen.
- Mehr zum Thema Schöpfung lesen Sie hier.
- Und hier erfahren sie mehr über den Sonnengesang des Heiligen Franziskus.
Klaus gr. Beilage: Am Anfang wussten wir selbst nicht genau, wie unser Weg aussehen würde – aber manchmal ist der Weg das Ziel. Seit November 2021 treffen wir uns an jedem dritten Mittwoch im Monat zu einer Schöpfungsandacht in der Schlosskapelle oder im Schlosspark von Gut Sutthausen. Bei uns steht die Veränderung im Denken und das gemeinsame Lernen im Mittelpunkt. Wir möchten niemanden belehren. Jeder und jede kann etwas beitragen, oft sind es kleine, persönliche Schritte.
Sie haben auch das deutschsprachige LS-Netzwerk gegründet. Was ist das?
Klaus gr. Beilage: Es gibt schon lange ein weltweites Laudato Si-Netzwerk, das Laudato Si-Movement, im deutschsprachigen Raum fehlte es bisher. Inzwischen sind wir über 30 Engagierte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir treffen uns alle acht Wochen online, tauschen Ideen aus und unterstützen uns gegenseitig. Unser Ziel ist es, „Laudato Si“ bekannter zu machen und Menschen und Gruppen zu vernetzen, die sich für die Schöpfung engagieren. Wichtig ist uns dabei die Vernetzung mit Gruppen und Persönlichkeiten außerhalb der katholischen Kirche, um zu zeigen, dass sich die Enzyklika an alle Menschen richtet. Wir beteiligen uns u.a. auch an der Laudato Si-Woche. Sie findet jährlich Ende Mai statt, um an die Veröffentlichung der Enzyklika zu erinnern. Sie lädt weltweit dazu ein, sich mit der Bewahrung der Schöpfung zu beschäftigen – mit Andachten, Aktionen und Gesprächen.