„Die Liebe Christi drängt uns“

Herzen leuchten im Dunkel
Bild: unsplash.com, Rachel Walker

100 Jahre Weihe Bischof Berning

Mit Vorträgen, Gottesdiensten und Ausstellungen erinnert das Bistum an den vor 100 Jahren zum Bischof geweihten Wilhelm Berning. Außerdem veröffentlicht der Historiker Klemens-August Recker ein neues Taschenbuch über jenen Mann, der über 40 Jahre Bischof von Osnabrück war. Vor mehr als 30 Jahre begann der Historiker, sich erstmals für Bischof Berning zu interessieren. Recker war damals Lehrer am Gymnasium Carolinum in Osnabrück und entdeckte die Geschichte des Geistlichen, der schon mit 37 Jahren Bischof wurde und es 41 Jahre lang bleiben sollte.

Wilhelm Berning als Student (Bild: Diözesanarchiv)
Wilhelm Berning als Student (Bild: Diözesanarchiv)

Berning wurde am 29. September 1914 in Osnabrück zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch: „Die Liebe Christi drängt uns“. Der spätere Ehrenbürger der Stadt Osnabrück begann seinen Dienst in der Kaiserzeit, war Bischof während der Weimarer Republik und der NS-Herrschaft und blieb es auch noch, als Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde.
Mancher feindet Berning heute noch an, weil er den Eindruck hinterlassen hat, sich 1933 allzu freundlich mit Hitler und den Nazis beschäftigt zu haben. Recker hat diesen Eindruck längst widerlegt. Wenn er die geschichtlichen Zusammenhänge darstellt, dann fällt häufig dieser Satz: „Das ist alles so spannend!“ Tatsächlich habe sich Berning zunächst wohlwollend mit Hitlers Aussage beschäftigt, der NS-Staat werde sich auf eine christliche Basis stellen. Schon Anfang 1934 sei ihm aber klargeworden, dass Hitler ihn angelogen hatte. Harte Worte habe er im selben Jahr in der Silvesterpredigt gesprochen. Recker plädiert dafür, ein differenziertes Bild des Bischofs zu zeichnen: „Man darf da wirklich nicht nur eine einzelne Predigt heranziehen.“ Gleichwohl hat auch er keine eindeutige Antwort darauf, warum sich Wilhelm Berning nach 1945 – als er noch zehn Jahre Bischof war – nie eindeutig zur NS-Zeit geäußert hat. „Er wollte diese Zeit hinter sich lassen“, vermutet Recker. Und damit habe der Bischof in Deutschland nicht alleine gestanden, erinnert er.
Recker scheut nicht die Auseinandersetzung mit Berning-Kritikern: Er stellet sich ihr auch Mitte der 90er Jahre, als es Bestrebungen gab, die Berning-Straße in Osnabrück umzubenennen. Ein langer Leserbrief, veröffentlicht in der Tageszeitung, habe die Diskussion beendet, so seine Erinnerung.

Bischof Wilhelm Berning (Bild: Diözesanarchiv)
Bischof Wilhelm Berning (Bild: Diözesanarchiv)

Termine zum Weihe-Jubiläum

Schon 1998 veröffentlichte Recker ein mehrere Hundert Seiten starkes Buch über Berning. Jetzt hat er einen Extrakt in einem Taschenbuch zusammengefasst. „Das ist sicherlich einfacher zu lesen“, sagt er lächelnd. „Streitfall Berning – Bischof in Kaiserreich, Demokratie und Nationalsozialismus“ kostet 12,80 Euro und erscheint am Donnerstag, 11. September. Recker stellt es an dem Tag um 19.30 Uhr im Forum am Dom vor.

Bischof Franz-Josef Bode feiert am Montag, 15. September, um 19 Uhr in der Ruller Wallfahrtskirche einen Festgottesdienst und erinnert damit an seinen Vorgänger. Nach der Messe wird im Ruller Haus (Klosterstraße) eine Ausstellung eröffnet, die das Verhältnis Bernings zu Rulle beleuchtet. „Immer wenn Bischof Berning inhaltsstarke Predigten gegen den Nationalsozialismus hielt, machte er das in Rulle“, sagt Domkapitular Reinhard Molitor, der in Rulle lebt. Neben ihm wird Archivleiter Georg Wilhelm eine Einführung in die Ausstellung geben.

Hermann Queckenstedt, ebenfalls Historiker sowie Leiter des Diözesanmuseums, wird die Rolle der katholischen Kirche in der NS-Zeit in einem Vortrag am Donnerstag, 18. September, betrachten. In dem Vortrag geht er auch auf Bischof Berning. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Villa Schlikker, Heger-Tor-Wall 27. Eingeladen dazu hat die Stadt.

Am Montag, 22. September, geht auch Klemens-August Recker auf die Bedeutung der Predigten Bernings in Rulle ein. Beginn des Vortrags ist um 20 Uhr im Ruller Haus.

Den Schlusspunkt der Jubiläums-Feierlichkeiten bildet eine Vesper mit Weihbischof Johannes Wübbe im Dom am Sonntag, 28. September, 17.30 Uhr. Anschließend wird im Priesterseminar die Ausstellung „Bischof in bedrängten Zeiten“ eröffnet, die dort bis zum 10. November gezeigt wird. Auch an diesem Abend spricht Berning-Biograf Recker.