16. Dezember 2020

Eine Krippenfigur aus Wachs, die einen schwer verwundeten Mann zeigt.
Keine heile Welt im Stall: Ein verwundeter Mann als Krippenfigur. Bild: Diözesanmuseum Osnabrück, Hermann Pentermann

Zeig deine Wunde

Wer ist der Mann, der da mitten unter den Hirten an der Krippe steht?
Sein Gesicht ist gezeichnet, von Furchen durchzogen. Das rechte Auge von einer Augenklappe verdeckt. Eine Verletzung hat es zerstört und eine bleibende Narbe hinterlassen. Wer ihn ansieht, der erschrickt über das entstellte Gesicht.

Trotzdem ist er gekommen, hat die Mauer aus Scham und Zurückweisung durchbrochen, ist seiner Neugier und seiner Sehnsucht gefolgt und hat sich unter die anderen gemischt.

Jetzt ist er da und schaut mit ihnen das neugeborene Kind an.
Alle können seine Wunde sehen.

Diese Krippe zeigt keine heile Welt.

In ihr ist Platz für die Versehrten und Verwundeten, für die vom Leben gezeichneten, für die Entstellten und Einsamen.
Sie brauchen sich nicht zu verstecken.
Sie dürfen sich sehen lassen.

Familienkrippe Rüters

Viele Jahre gab es in Melle die Wachsgießerei Gothmann-Bornhorst, in der neben Kerzen und Schmuckmedaillons auch Weihnachtskrippen hergestellt wurden.

Viele dieser Krippen wurden auch im Osnabrücker Land verkauft, aber nur ganz wenige haben die Ereignisse der Zeit überstanden. Zur Gestaltung dieser Figuren wurden ursprünglich Silikonformen verwendet, die mit einem besonders harten Reliefwachs ausgefüllt werden. Nach dem Erhärten wurden die Figuren aus der Form genommen und noch ein wenig nachgebessert.

Da die Wachsgießerei ihren Betrieb Ende der 70er-Jahre aufgegeben hat, könnten diese, aus Wachs gefertigten Krippenfiguren zu den letzten, von dieser Firma gegossenen Krippenfiguren, zählen.

Material: Wachs, 21 cm

Figuren: Wachsgießerei Gothmann-Bornhorst, Melle, um 1965 Privatbesitz Belm