Unterwegs-Lyrik

Sternenhimmel
Bild: unsplash.com, Isaac Mehegan

„Lieber tausend Sterne am Himmel als fünf an der Hoteltür“, lese ich auf unserer Fahrt in den Süden auf der Rückseite eines Wohnmobils. Es ist nicht das einzige, das programmatisch beschriftet ist, stelle ich fest, und auf einer langen Reise ist da allerlei Unterwegs-Lyrik zu finden.

So was wie: „Träume nicht dein Leben – lebe deinen Traum“ ist sogar mehrfach zu lesen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was auf einem belebten Campingplatz so alles zusammenkommt. Aber bei diesem Satz werde ich nachdenklich. Ich erinnere mich gut an eine alte Ordensfrau, die Sommer für Sommer weite Pilgerwege auf sich genommen hat. Ich habe sie mal gefragt, wie sie das eigentlich schafft, über lange Zeit mit so wenig auszukommen. Nur das, was sie tragen kann, hat sie bei sich. Ihre Antwort habe ich nie vergessen: „Du musst deine Bedürfnisse kennen.“

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.

Wer wirklich weiß, was er braucht, sollte sich darum kümmern. Das darf sein und das genügt. So gelingen Reisen und vielleicht auch das Leben. Nicht pausenlos mehr haben wollen, aber auch nicht dauernd denken, es müsst eigentlich mit weniger gehen. Ehrlich mit sich selbst sein: Was brauche ich wirklich? Dann bleibt der Blick auch offen für das, was andere brauchen.

„Lieber tausend Sterne am Himmel als fünf an der Hoteltür“. Da weiß jemand offensichtlich, was sein oder ihr ganz persönlicher Luxus ist. Und ich muss sagen, mir gefällt diese Wahl.

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