3 Fragen zum Religionsunterricht an … Sr. Philippa Rath OSB

3 Fragen zum Religionsunterricht an … Sr. Philippa Rath OSB
Bild: Abtei St. Hildegard, Rüdesheim-Eibingen
  1. Welche prägende Erfahrung und/oder Erkenntnis haben Sie aus Ihrem eigenen Religionsunterricht mitgenommen?

Ich habe sehr gemischte Erinnerungen an meinen Religionsunterricht in der Schule. In der Grundschule waren wir – Gott sei‘s geklagt – Opfer eines übergriffigen und vor allem die Jungen immer wieder misshandelnden Franziskanerpaters. An Inhalte des Unterrichts erinnere ich deshalb kaum. Was unserem Lehrer wichtig war, das war das Auswendiglernen von Gebeten und einzelnen Passagen aus der Heiligen Schrift. Alles wurde mit militärischem Drill eingeübt und immer wieder abgefragt. Was mich gerettet hat, war der Kommunionunterricht bei meinem Patenonkel, der Pastor war und bei dem ich zur Frühkommunion ging. Er hat mir die Grundlagen unseres Glaubens anhand einer Fülle biblischer Geschichten nahegebracht und mir vor allem das Bild eines bedingungslos liebenden, barmherzigen und verzeihenden Gottes vermittelt. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Gerne erinnere ich mich auch an den Firmunterricht bei unserer damals schon älteren Klassenlehrerin. Sie hat es geschafft, uns jungen Leuten den untrennbaren Zusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe beizubringen und uns zum aktiven Mittun in unseren Gemeinden und zum zivilgesellschaftlichen Engagement zu motivieren. In der Oberstufe erinnere ich mich an einen Religionslehrer, dem es sehr wichtig war, uns mit den anderen christlichen Konfessionen und mit den Weltreligionen bekannt zu machen. Damit hat er in uns ein wichtiges Fundament für Toleranz und Offenheit gelegt und den Eine-Welt-Gedanken in uns tief verankert.

  1. Welche biblische Geschichte würden Sie für den Religionsunterricht als Anregung oder als besondere Herausforderung empfehlen?

Da würde ich keine besonders hervorheben wollen. Ich denke, ein Religionslehrer sollte sich gut in der gesamten Heiligen Schrift auskennen und die Perikopen heraussuchen, die jeweils zum Unterrichtsthema passen und Antworten auf die je aktuellen Fragen der Schüler und Schülerinnen bereithalten. Wichtig ist mir persönlich, dass Kinder und Jugendliche den ganzen Reichtum der Bibel kennen und erfahren lernen und auch in deren Gebetstraditionen eingeführt werden. Das fängt bei den Psalmen an und hört bei der Bergpredigt und dem Vaterunser auf.

  1. Welche Erwartungen und/oder Hoffnungen verbinden Sie mit zukünftigem Religionsunterricht?

Angesichts dessen, dass wir Christen schon heute und künftig immer mehr zur Minderheit werden, ist es mir wichtig, dass der Religionsunterricht möglichst ökumenisch ausgerichtet ist, ohne dabei die spezifischen Eigenheiten der verschiedenen Konfessionen zu verwischen. Kindern und Jugendlichen sollte vermittelt werden, dass unser Glaube untrennbar verbunden ist mit dem konkreten Leben jedes einzelnen. Dazu braucht es vor allem überzeugende und authentische Vorbilder. Ein Religionslehrer, eine Religionslehrerin sollte im besten Fall ein Mensch sein, an dem die Schüler sich orientieren und aufrichten können, ein offener, freimütiger, verständnisvoller und zugewandter Mensch. Einer, der die Liebe Gottes zu den Menschen und die Hoffnungsbotschaft unseres Glaubens vorlebt und bezeugt.

Vielen herzlichen Dank!

Philippa Rath, Theologin, Historikerin und Politikwissenschaftlerin, ist Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, Mitglied im ZdK und im Synodalen Ausschuss. Als Delegierte engagierte sie sich im Frauenforum des Synodalen Weges und wurde Ende 2023 für ihre Verdienste um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche mit der Edith-Stein-Medaille ausgezeichnet. Sie ist Herausgeberin und Autorin mehrerer Bücher. Zuletzt erschien im Juni 2024 zusammen mit Burkhard Hose der Titel: „Meine Hoffnung übersteigt alle Grenzen“.

Bildung

Medienstellen Lingen, Osnabrück und Papenburg

Im Bistum Osnabrück gibt es an drei Standorten Medienstellen/Religionspädagogische Arbeitsstellen: In Lingen, Osnabrück und Papenburg. Diese stellen Interessierten Medien, Materialien und Literatur für die Arbeit in der Gemeinde, im Religionsunterricht und im Kindergarten zur Verfügung. Weiter Infos und Öffnungszeiten gibt es auf der Internetseite: www.medienstelle-osnabrueck.de

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