30. November 2020
Heute ist der Gedenktag des Heiligen Andreas
Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
Johannes 6, 8-11
Man braucht nur ganz wenig zum Leben, nur ganz wenig, um andere zu empfangen. (…) Mach dir keine Sorgen, wenn du nur sehr wenig zu teilen hast: ganz wenig Glauben, wenig Besitz. Wenn du dieses wenige teilst, schenkt Gott dir eine Überfülle, die nie versiegt.
Frère Roger, Der Weg der Versöhnung. Texte zur Orientierung, 1993, 61.
„Mit leiderfüllten, schräg stehenden Augen und zusammengezogenen Augenbrauen blättert Apostel Andreas mit langen Fingern in einem aufgeschlagenen Buch, wobei der halb geöffnete Mund sogar den Vorgang des (Vor-) Lesens andeuten könnte. Das Andreaskreuz lehnt an seiner rechten Seite und wird von Falten seines Gewandes umfasst.“ Diese Beschreibung von Karina Dänekamp fängt den Ausdruck der Figur des Heiligen Andreas aus der Sammlung des Diözesanmuseums vortrefflich ein. Die Figur gehört zu den herausragenden Stücken aus dem Verbund der sogenannten „Osnabrücker Meister“, einer Bildhauerwerkstatt, die zwischen 1510 und 1525 tätig und sehr wahrscheinlich in Osnabrück ansässig war. Viel ist über die Künstler nicht bekannt, überliefert sind vor allem ihre wunderbaren, ausdrucksstarken Skulpturen. Der Heilige Andreas ist dabei so herausragend, dass er sogar vom Hauptmeister persönlich stammen könnte. Sicher ist aber auch das nicht. Ebenso wenig wie der ursprüngliche Aufstellungsort der Figur. Skulpturen der „Osnabrücker Meister“ änderten ihren Standort immer wieder im Lauf der Jahre. Fest steht allerdings, dass Andreas um 1900 noch auf dem Sims des Hochaltars in St. Johann stand. Umso weniger wir von der Figur wissen, umso mehr können wir uns ganz auf ihre Darstellung einlassen. Insbesondere die fein ausgearbeitete Mimik rückt sie nah an uns heran und lässt den Betrachter an der Menschlichkeit des Heiligen teilhaben.