Demut statt Hochmut

Esel
Bild: unsplash.com, Laura Gariglio

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt, der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.

Matthäus 21,1-3 (Einheitsübersetzung)

Ich brauche ihn: Den kleinen Esel aus dem Holz eines Olivenbaums. Als Erinnerung an eine Reise und als Erinnerung an das, worauf es ankommt. Mitgebracht aus Jerusalem. Von einer Israelreise auf den Spuren des Herrn. Gemeinsam ist die Gemeinde vor einigen Jahren die Wege und Orte des Lebens und Leidens Jesu nachgegangen.

Immer wieder steht der kleine Esel dabei zur Seite. Am Fest der Geburt, wie es der Prophet Jesaja gesagt hat: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“ (Jes 1,3) Später auf der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten; da trägt das graue Lasttier Maria und Jesus – zwar nicht in der Schrift, aber in nahezu allen Darstellungen. Und nun am Palmsonntag zieht Jesus auf dem Rücken einer Eselin nach Jerusalem ein. Die Evangelien überliefern dazu das schöne Wort Jesu: „Der Herr braucht sie!“

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Durch den Einzug in Jerusalem soll sich ein Wort des Propheten Sarcharja erfüllen: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.“ Und weiter heißt es da: „Ich vernichte die Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden; seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Eufrat bis an die Enden der Erde.“ (Sach 9,9-10)

Jesus braucht den Esel, um zu zeigen, worauf es ankommt. Demut statt Hochmut, Hilfe statt Gleichgültigkeit, Frieden statt Streitwagen, Gerechtigkeit statt Unterdrückung. Standortbestimmung für die Nachfolge: An der Seite der Schwachen, der Flüchtenden, der gekreuzigten Opfer der Geschichte – da braucht der Herr uns.

Gerrit Schulte