4. Dezember 2020

Eine Frau hat den Blick gesenkt und schaut betrübt
Die Heilige Barbara, wie sie von den Osnabrücker Meistern dargestellt wurde: ernst und mit dem Blick nach unten, als Zeichen ihres Martyriums. Bild: Diözesanmuseum Osnabrück

Wenn in der Aussichtslosigkeit Blumen blühen… – die Hl. Barbara

Bis heute gibt es den Brauch, am 4. Dezember, dem Barbaratag, Kirschzweige zu schneiden und in einer Vase in die Wohnung zu stellen. An Weihnachten blühen sie dann.

Sie sind ein Hoffnungszeichen: So wie die Natur das Leben in sich trägt und Zweige, die wie tot aussehen, erblühen lässt, so haben auch wir Menschen in unserem Wesen verankert, dass wir zu Gott gehören – und lebendig sind. 

Die Haltung der Barbara, so fremd und sagenumwoben sie uns auch erscheinen mag, zeigt eine eindrucksvolle Entschiedenheit: Sie kann nicht anders als ihrem inneren Ruf zu folgen – und sie lässt sich durch nichts davon abbringen.

„Du wagst ein Ja – und erlebst einen Sinn.
Du wiederholst ein Ja – und alles bekommt einen Sinn.
Wenn alles Sinn hat, wie kannst du anderes leben als ein Ja.“

Dag Hammarskjöd (in: Ders., Zeichen am Weg, Zürich 1965, 1.)

Die Heilige Barbara – Meister von Osnabrück

Seit jeher bewegte die Hl. Barbara die Menschen auf besondere Weise. Wer war diese Frau? Dargestellt wird sie meist mit einem dreifenstrigen Turm und einem Schwert. Denn die Legende berichtet, dass ihr Vater sie in einen Turm sperrte, um sie vor der Welt zu verbergen. Sie wurde aber trotzdem Christin und ließ als Bekenntnis zur Dreifaltigkeit ein drittes Fenster in das Mauerwerk brechen. Als ihr Vater von ihrer Bekehrung erfuhr, enthauptete er sie.

Entsprechend ihrer Lebensgeschichte war die Hl. Barbara die Schutzpatronin der Architekten, Maurer, Zimmerleute sowie der Bergleute, bei denen sie noch heute eine wichtige Bedeutung hat. Darüber hinaus galt sie als Fürsprecherin für Sterbende und wurde zum Schutz vor einem plötzlichen Tod angerufen. Es verwundert daher nicht, dass die Hl. Barbara eine der am meisten dargestellten Heiligen ist. Auch die sogenannten Osnabrücker Meister stellten sie besonders häufig dar. Diese florierende Werkstatt war zwischen 1510 und 1525 tätig und vermutlich in Osnabrück ansässig. Neben vielen weiteren Skulpturen stammt auch die der Hl. Barbara aus der Kirche St. Lambertus zu Ostercappeln daher.

Die bedingungslose Annahme ihres Martyriums wird verdeutlicht durch ihren nach unten gerichteten, ins Leere geleiteten Blick und den ernst gehaltenen Mund.

Ein Brauch belegt, dass uns die Heilige noch immer berührt. Traditionell werden am 4. Dezember Zweige von Apfel- oder Kirschbäumen geschnitten, die in den Häusern und Wohnungen der Menschen an Weihnachten erblühen. Der Brauch bezieht sich auf die Erzählung, in der die Heilige auf dem Weg ins Gefängnis mit ihrem Gewand einen Zweig abbrach, diesen mitnahm und mit Wasser beträufelte. Am Tag ihres Todesurteils soll der Zweig erblüht sein.


Karina Dänekamp