Zusammen stark!
Sozialpädagogen arbeiten an verschiedenen Orten im Bistum im Gemeindedienst mit. Ihre Aufgabe: caritative und seelsorgliche Dienste miteinander zu verbinden, um Menschen langfristig zu helfen. Maria Lückmann ist eine der Sozialarbeiterinnen im Gemeindedienst. Sie kann vielen Menschen helfen …
Einmal im Monat reserviert Hatice Yagar zwei Stunden am Mittwochvormittag, um zur Frauengruppe im Osnabrücker Stadtteil Schinkel zu gehen. Die 50-Jährige gehört als Muslimin zwar nicht zur katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz, die zu dem Treffen einlädt, fühlt sich aber trotzdem zu Hause. Ihre Kinder sind in die Kindertagesstätte gegangen, dort fand sie eines Tages die Einladung zur interkulturellen Frauengruppe „richtig gut leben“. Noch heute ist sie dabei und weiß sich von ihren inzwischen heranwachsenden Kindern bestätigt: „Mama, geh da hin, das ist doch dein einziger Luxus“, sagen sie zu ihr.
Auch Marina Heckmann ist regelmäßig beim Treffen der Frauengruppe. Die 34-Jährige hat heute ihren jüngsten Sohn mitgebracht, die bei den älteren Kinder sind nebenan in der Kita. „Ich mag die anderen Frauen sehr gerne“, sagt sie. „Beim Spielenachmittag lachen wir viel zusammen, und wenn ein Angehöriger gestorben ist, dann weinen wir auch zusammen. Wir sind richtig zusammengewachsen.“ Frauen aus sechs Nationen gehören dazu. Im Stadtteil Schinkel leben viele Menschen unterschiedlicher Religionen. Mehr als anderswo gibt es soziale Schieflagen, die Arbeitslosenquote ist höher, Einwohner vereinsamen. Gleich ob Christ oder Muslim, viele haben „ein Päckchen zu tragen“, wie es Maria Lückmann ausdrückt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Sie ist als Sozialpädagogin Mitarbeiterin der Pfarrgemeinde – einer von vier Standorten im Bistum, wo diese Berufsgruppe in der Seelsorge mitarbeitet, um die diakonale Arbeit der Kirche zu stärken. Maria Lückmann sorgt dafür, dass Netzwerke entstehen. „Es ist ja auch unser christlicher Auftrag, Räume zu schaffen, damit Zusammenleben gelingen kann“, sagt sie. Die Frauengruppe trifft sich heute das letzte Mal vor der Sommerpause. Es gibt ein reichhaltiges Frühstück, jede Frau hat etwas mitgebracht. Maria Lückmann achtet darauf, dass religiöse Traditionen eine Rolle spielen. In wenigen Tagen beginnt der Ramadan der Muslime, dann hätte es kein Frühstück mehr geben können. „Und in der Fastenzeit der Christen machen wir das auch nicht“, sagt sie. So lernen die Frauen ganz nebenbei etwas über die andere Religion kennen. Sie besuchen den Dom oder eine Moschee, sie sehen sich Beratungsangebote der Caritas an oder die Stadtbibliothek – alles Hilfe zur Selbsthilfe. Unterstützt wird Maria Lückmann von Mitarbeiterinnen der Kita.
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„Das Treffen der Frauengruppe mit Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Religionen und Nationen gehört wahrscheinlich nicht zum klassischen Angebot einer Kirchengemeinde“, sagt Lückmann. So etwas koste Energie und Zeit. „Das läuft nicht von alleine, das müssen wir anschubsen.“ Früher arbeitete sie beim Caritasverband und kam oft als Beraterin in die Gemeinde. Die Beratungsarbeit hat Maria Lückmann fortgesetzt. Vor ein paar Wochen kam eine Frau in ihr Büro, deren Mann sich von ihr getrennt hatte und die dadurch finanzielle Probleme bekam. Das Kind sollte trotzdem mit ins Zeltlager der Kirchengemeinde. Dabei kann Lückmann helfen, kann Kontakte herstellen zu weitergehender Beratung, zum Beispiel beim Caritasverband oder der Ehe- und Lebensberatung. Sie sorgt für einen finanziellen Zuschuss zum Zeltlageraufent halt oder kann in Einzelfällen auch gebrauchte Möbel vermitteln. Mit Geld ließe sich manche Notlage schnell beheben, aber Lückmann und die Ehrenamtlichen, die sie bei der Arbeit unterstützen, wollen langfristig helfen.
„Sie sind so gut zu mir“
Michael Günther gehört zur Vinzenzgruppe der Pfarrei. Er ist einer der Ehrenamtlichen, die schon lange mitarbeiten. Günther erzählt von einer Frau, die er über mehrere Jahre betreut: Als ihr Mann starb, fingen psychische Probleme an, sie kam nicht wieder auf die Beine. Manchmal muss sie zum Arzt oder zum Krankenhaus gefahren werden, dann sorgt Michael Günther für einen Fahrer. „So etwas machen wir im Geist Jesu Christi“, sagt er, als sei das selbstverständlich. Und für den Rentner ist es das auch: „Wenn wir anderen helfen, ist das auch eine Form, von Jesus Christus Zeugnis zu geben. So sind wir glaubwürdig.“ Und gefreut hat er sich, als die Frau, die mit der Kirche nichts weiter am Hut hat, eines Tages zu ihm sagte: „Sie sind so gut zu mir. Nach all den Enttäuschungen kann ich jetzt wieder an Gott glauben.“ Bei seinem Einsatz freut er sich als Ehrenamtlicher über die Unterstützung von hauptamtlicher Seite. „Es ist gut, dass wir Maria Lückmann hier haben. Alleine würden wir das gar nicht schaffen.“