Altar kehrt zurück ins Emsland

Vor dem neuen alten Hochaltar: (von links) Christian Griep-Raming (Pfarrbeauftragter), Norbert Holtermann (Vorsitzender Heimatverein) und Helmut Fischer (Vorsitzender Kirchenvorstand).
Vor dem neuen alten Hochaltar: (von links) Christian Griep-Raming (Pfarrbeauftragter), Norbert Holtermann (Vorsitzender Heimatverein) und Helmut Fischer (Vorsitzender Kirchenvorstand). Bild: Bistum Osnabrück

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Altar in der Kirche in Alt-Wahn abgebaut – die Kirche musste, wie das ganze Dorf, einem Schießübungsplatz weichen. Jetzt, mehr als 80 Jahre später, kehrt der Altar zurück – was auch dem großen Engagement im Emsland zu verdanken ist.

Petrus und Paulus stehen Rücken an Rücken im Kirchenschiff. Aneinandergehalten werden die Apostel von einem hellen Transportband. Doch ihre missliche Lage wird sich bald ändern: Wenn der Altar in der Kirche St. Antonius in Lathen-Wahn fertig eingebaut ist, nehmen sie dort ihre Plätze ganz links und ganz rechts auf dem Podest ein.

Und auch wenn der Altar nie in dieser Kirche stand, ist es doch eine Heimkehr: „Er ist 1749 vom Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun für die Kirche in Alt-Wahn konzipiert worden“, erzählt Helmut Fischer, der Vorsitzende des Kirchenvorstands. Alt-Wahn, das ist ein Dorf, das es so nicht mehr gibt. 1941 wurde es aufgelöst, die Einwohner umgesiedelt, die Kirche, wie alle anderen Gebäude, dem Erdboden gleichgemacht – die Nationalsozialisten hatten dies so bestimmt. Für sie war die Erweiterung des dortigen Schießübungsplatzes wichtiger.

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Bischof Dominicus Meier OSB wird den Altar in der Kirche in Lathen-Wahn am Fest Mariä Himmelfahrt, Freitag, 15. August, um 18 Uhr während eines Gottesdienstes weihen.

Der Altar ging dann auf eine Reise, erst nach Rulle in die dortige Wallfahrtskirche und nach dem Weltkrieg nach Emden. Dort stand er in der Kirche St. Walburga. „Wir haben vor zwei Jahren im Kirchenboten darüber gelesen, dass die Kirche profaniert werden soll“, erinnert sich Norbert Holtermann – Bürgermeister von Lathen-Wahn und gleichzeitig Vorsitzender des Heimatvereins. „Und da hat meine Mutter gesagt: Der Altar muss wieder hierher“. Auch viele Einwohner von Lathen-Wahn haben sich dafür ausgesprochen, denn einige Familien, die damals umgesiedelt worden sind, wohnen im Dorf. „Und der Altar ist kulturhistorisch wertvoll und für die Regionalgeschichte sehr interessant“, sagt Norbert Holtermann.

Petrus und Paulus warten noch auf ihren endgültigen Platz auf dem Altar in Lathen-Wahn
Petrus und Paulus warten noch auf ihren endgültigen Platz auf dem Altar in Lathen-Wahn

Es begann ein emsiges Treiben. „Wir sind zuerst mit dem Zollstock in die Kirche“, sagt Holtermann. Sie mussten sicher gehen, dass genügend Platz ist, weil die Kirche erst 1954 gebaut wurde und damit viel jünger ist als der Altar selbst. „Aber es passte fast perfekt“, sagt Holtermann und schaut auf das Gerüst im Altarraum.

Das konnte auch die Gemeinde sehen: Im September 2024 projizierten sie bei einer Versammlung ein Bild in Originalgröße in den Chorraum. Auch da war der Zuspruch groß, den Altar heimzuholen. Allerdings musste die finanzielle Frage geklärt werden: Denn der Altar bedarf einer Restaurierung, außerdem braucht es einen neuen Altartisch und in diesem Zuge für das Innere einen frischen Anstrich. Auf insgesamt 70.000 Euro werden die Gesamtkosten der Aktion geschätzt. Allein hätte die Pfarrgemeinde dies nichts geschafft. Aber sie bekam viele Spenden von den Einwohnern aus Lathen-Wahn und von Familien mit Bezug zum alten Dorf Wahn. Außerdem beteiligten sich unter anderem die politische Gemeinde, der Landkreis Emsland, die Wisniewsky-Stiftung aus Lingen, die Sparkasse und das Bistum an der Finanzierung.

„Das, was uns wichtig war, ist nicht weg“

Auch die Gemeinde in Emden ist froh, dass der Altar in Lathen ein neues, altes zu Hause gefunden hat: „Das, was uns wichtig war, ist nicht weg“, so Pfarrer Georg Pützer – auch wenn der Abschied von Altar und Kirche nicht einfach war: „Der letzte Gottesdienst in St. Walburga war schon emotional.“ Er sei sehr persönlich gestaltet worden, zwei ältere Gemeindemitglieder erzählten von ihrer Verbindung zur Kirche, die jetzt demnächst abgerissen wird. Auf dem Gelände wird vom Stephanswerk des Bistums Wohnraum gebaut, der auch bezahlbar sein soll. Trotz Abschied und Trauer konnte die Gemeinde danach noch ein Fest feiern. Und die Gläubigen haben sich auch gefreut, dass eine Abordnung aus Lathen-Wahn mit am Gottesdienst teilnahm.

Dort fiebert die Gemeinde mittlerweile darauf hin, dass alles fertig wird, sagt Helmut Fischer. Bald ist es soweit, dann weiht der Osnabrücker Bischof Dominicus den Altar – unter den aufmerksamen Blicken von Petrus und Paulus.