Altarschmuck aus dem Garten

In der Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer in Bad Bentheim haben Ehrenamtliche das Thema Schöpfungsverantwortung selbst in die Hand genommen: Auf einer früheren Rasenfläche im Vorgarten des Pfarrers ziehen sie Blumen für ihren eigenen Altarschmuck. Fair und nachhaltig, in Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten.
Es brummt und summt hinter der großen Hecke neben dem Kirchhof. Hummeln, Bienen und allerhand andere Insekten arbeiten fleißig im kunterbunten Blütenmeer, das sich hier entwickelt hat. Sonnenblumen, Gladiolen, Astern, Stauden, Margeriten, Phlox – Regina Liesche, Irene Recke und andere Ehrenamtliche ziehen inzwischen liebevoll fast 50 verschiedene Sorten Blumen und Gräser. Der Blumendienst der Gemeinde zaubert daraus bis tief in den Herbst hinein den Blumenschmuck für den Altarraum der Kirche.
Das war nicht immer so. Bis vor einigen Jahren gab es rund um die Kirche nichts außer Immergrün und Magerrasen. Bienen flogen kaum, die Blumen für den Altarschmuck wurden einzeln im Fachhandel gekauft. Das gefiel einigen Gemeindemitgliedern nicht. „Da ging es im Gottesdienst so viel um Schöpfungsverantwortung und faire Gemeinde, und direkt vor unserer Kirche sah es fast schon trostlos aus“, erinnern sich die Hobby-Gärtnerinnen.

So entstand die Idee, selbst für die Blumen des Kirchenschmucks zu sorgen – und inzwischen ist ein kleines Paradies entstanden: „Besonders im Frühjahr, wenn das erste Grün kommt und sich Vielfalt und Fülle der Pflanzen erahnen lassen, ist die Freude riesengroß“, erzählt Regina Liesche. Für sie ist der Graten nicht nur ein praktischer, sondern auch ein spiritueller Ort: „Die Nähe zur Kirche und die Gedanken über passenden Blumenschmuck im Verlauf des Kirchenjahres führen zu Texten und Liedern, die das Thema Schöpfung spiegeln. Wie schön ist es, den „Sonnengesang“ des heiligen Franz von Assisi zu lesen und das Lied „Geh aus mein Herz …“ jetzt in unserem Gotteslob zu finden! So kann ich mir die Gartenarbeit als konkrete, sichtbare Verbindung von Himmel und Erde denken.“
Den Lauf des Lebens und die ganze Pracht der Schöpfung könne man hier im Garten anhand der Blumen besonders gut beobachten, sagt Liesche, während sie vorsichtig die kleinen Samenstände einiger verblühter Blumen abknipst – für die Aussaat im nächsten Jahr. Ihre liebsten Blumen sind im Moment die Wiesenrauten Rochbrunianum und Aquilegifolium: „Wunderschöne, filigrane Blüten, standfest und schnittgeeignet!“ Als besonders robust, pflegeleicht und langlebig haben sie und die anderen Ehrenamtlichen auch Kerzenknöterich, Gelenkblumen und Goldrute erlebt.
Ein letzter Tipp für alle, die sich im Garten engagieren möchten: „Es ist gut, zu planen, aber gleichzeitig zu wissen: Es hängt nicht alles von Fleiß und Fachwissen ab. Standort, Klima und Wetterbedingungen können jederzeit zu Enttäuschungen, aber auch zu Überraschungen führen – man muss immer zum Neuanfang bereit sein.“





