Aufgrund des Glaubens

Frau trägt T-Shirt mit Anker
Bild: unsplash.com, Denys Argyriou

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. Aufgrund des Glaubens hat Abraham den Isaak hingegeben, als er auf die Probe gestellt wurde; er gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißungen empfangen hatte und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben. Er war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, von den Toten zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Hebräer 11,8.11-12.17-19

 

Wir stehen auf der Schwelle ins neue Jahr. Abschied des alten Jahres, Begrüßung des neuen Jahres, mit allen Gedanken und Gefühlen, die damit verbunden sind. Rechenschaft über das, was war, Erwartung dessen, was kommt, auch wenn wir noch gar nicht wissen, was kommen mag.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Die Lesung aus dem Hebräer zum heutigen Sonntag mag so etwas sein wie ein Leitplanke in die neu geschenkte Zeit: Aufgrund des Glaubens zog Abraham in ein fernes Land, aufgrund des Glaubens empfing Sarah ein Kind, aufgrund des Glaubens brachte Abraham seinen Sohn dar. Das neue Jahr wie ein neues fremdes Land, mit der Verheißung, dass uns Gott auch darin Leben und Fruchtbarkeit schenken will, aber auch mit der Einstellung, dass Opfer von uns gefordert werden können. Der Glaube an Gott als das Vertrauen auf einen verlässlichen Gott, der in allem mit uns gehen wird. Der Glaube lädt uns ein, uns in dieses Vertrauen auf Gott hineinzubegeben. Es ist zwar ein sehr bekannte Lied, aber gleichzeitig immer wieder neu von einer ahnungsvollen Tiefe, die die Seele anrührt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ (Dietrich Bonhoeffer).

Die darin angerufene Verlässlichkeit Gottes wird helfen, die Herausforderungen anzunehmen, die das neue Jahr bringen wird.

Die Bibel nennt dieses „im Alltag mit Gott unterwegs sein“ Glauben (vgl. Hebräer 11). Bei Karl Rahner und Andreas Felger heißt es, der Alltag „muss unversüßt und unidealisiert bestanden werden. Dann nur ist er gerade das, was er für den Christen sein soll: der Raum des Glaubens, die Schule der Nüchternheit, die Einübung der Geduld, die heilsame Entlarvung der großen Worte und der unechten Ideale, die stille Gelegenheit, wahrhaft zu lieben und getreu zu sein, die Bewährung der Sachlichkeit, die der Same der letzten Weisheit ist.“ (aus: Karl Rahner/Andreas Felger: Von der Gnade des Alltags. Meditationen in Wort und Bild, Freiburg-Basel-Wien 2005)