Besuch auf der Insel
Die Terminfülle einer Visitation ist meistens groß. Aber in diesem Jahr besuche ich das Dekanat Ostfriesland, was schon von Natur aus eine gewisse Entschleunigung mit sich bringt. Die Anfahrt ist recht weit und bietet jemandem wie mir, der nicht selbst am Steuer sitzt, eine Reihe von „Zwischenzeiten“ zum Lesen, zum Schauen, zum Nachholen aufgeschobener Telefonate oder auch schlicht zum Beten. Besonders die Inselbesuche sind von einer eigenen entschleunigten Intensität.
Vor einigen Tagen war ich auf der Insel Langeoog. Reif für die Insel wegen mancher Terminenge vorher, aber noch mehr reif für die Insel, weil ich schon acht Jahre nicht mehr dort war. Herrlich blauer Himmel mit Gut-Wetter-Wolken, ein leichter Wind und eine angenehme Kühle im Sonnenschein – so wie man sich Insel vorstellt, so präsentierte sich Langeoog auch.
Die Gespräche mit dem Bürgermeister, dem evangelischen Pastor und unserer Seelsorgerin dort waren gut, ebenso das Treffen mit den Gremienvertretern der kleinen Inselgemeinde. Zwischendurch ein kurzer Gang durch die Dünen zum Meer, das sich im beginnenden Abendlicht in seiner ganzen Schönheit zeigte.
In einem Bistum mit solchen Orten Bischof zu sein, ist eine große Freude. Höhepunkt aber war die Firmfeier für zwei erwachsene Frauen, die sehr bewusst auf dieses Sakrament zugegangen sind. Viel Ermutigung ging für die Gemeinde, für unser Bistum und für mich selbst von dieser Feier aus, die der Ökumenische Gospelchor mitgestaltete. So können auch der Dienst und die Arbeit Zeiten des Aufatmens, der Entschleunigung und des Staunens über die Schönheit der Schöpfung mit sich bringen.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Die Rückfahrt nach Bensersiel am anderen Morgen war dann allerdings so sehr entschleunigt, dass sie fast meine Ungeduld hervorrief und unseren Tagesplan ins Wanken brachte. Bei extremem Niedrigwasser kam die Fähre nur im Schneckentempo voran. Aber das gehört eben auch zu den Inselbesuchen. Sie machen auf ihre Weise wieder reif für den Alltag. Schön, dass ich noch vier Inselbesuche vor mir habe!