Ein Trainingslager des Glaubens
Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest, und ebnet die Wege für eure Füße, damit die lahmen Glieder nicht ausgerenkt, sondern geheilt werden.
Hebräer, 12,12-13 (Einheitsübersetzung)
Schlussveranstaltung Olympia 2016 in Rio. Rückblick mit gemischten Gefühlen: Ein Fest des Sports und der Freude. Medaillenregen und Heldengeschichten, wie die des Turners Andreas Toba aus Hannover, der trotz eines Kreuzbandrisses für die Mannschaft weiter machte. Aber auch das: Ein ägyptischer Judoka verweigert dem israelischen Gegner den Handschlag; das Publikum buht Sportler aus, die gegen die eigenen brasilianischen Landsleute antreten. Viele Leistungen stehen unter Dopingverdacht. Leere Stadien bei Wettkämpfen zeigen nicht nur organisatorische Mängel, sondern auch: Die Menschen in Rio haben andere Sorgen in ihrem täglichen Überlebenskampf.
Der Apostel Paulus war offenbar Sportfan. Er nimmt immer wieder Bezug auf den sportlichen Wettkampf in den Stadien der damaligen Welt. So schreibt er seinem Freund und Mitarbeiter Timotheus im Rückblick auf sein Leben: „Die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit.“ Und im ersten Brief an die Christen im griechischen Korinth – in Griechenland wurden bekanntlich die olympischen Spiele erfunden – schreibt Paulus: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt.“
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Im Brief an die Hebräer mahnt der Apostel: „Was ihr braucht, ist Geduld: Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens.“ Wenige Zeilen später ermuntert er seine Hörer: „Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest, ebnet die Wege für eure Füße, damit die lahmen Glieder nicht ausgerenkt sondern geheilt werden.“
Das klingt doch wie eine Anweisung für das Trainingslager des Glaubens und des Lebens. Die Welt braucht ausdauernde und im positiven Sinne kämpferische Christen, die gut zu Fuß sind in den Debatten dieser Welt, die das Unrecht von Armut, Hunger und Kriegen immer wieder benennen. Die auch im eigenen Leid nicht verzweifeln, sondern – wie Paulus sagt –auf Jesus blicken, das Ziel ihrer Hoffnung.
Gerrit Schulte, Diakon