Auch Gotteshaus

Bibelfenster zum 13. November 2014

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Einheitsübersetzung, 1 Korinther 3,16

 

Die Kirche feiert am 9. November den Weihetag der Lateranbasilika, der ältesten Papstkirche Roms. In den liturgischen Texten des Tages findet sich das wunderbare Wort des Apostels Paulus, der klar stellt, das eigentliche Haus Gottes ist der Mensch: In ihm wohnt Gottes Geist. Ein Wort, das dazu mahnt, Freiheit, Bekenntnis und Würde jedes einzelnen Menschen zu achten.
Der 9. November gilt als „Schicksalstag“ der deutschen Geschichte: Die Ausrufung der ersten deutschen Republik 1918 fällt ebenso darunter wie der Fall der Mauer 1989, also vor 25 Jahren.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Der 9. November ist zugleich der Tag der schändlichen Zerstörung jüdischer Synagogen in Deutschland. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Mehrere hundert Synagogen wurden in Brand gesetzt, mindestens 8000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Viele Juden wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt. In den Tagen darauf wurden im ganzen deutschen Reich etwa 30.000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Die Nacht des 9. Novembers 1938 ging als „Reichspogromnacht“ in die Geschichtsbücher ein. Der zynisch anmutende Begriff „Reichskristallnacht“ entsprang dagegen dem Berliner Volksmund und bezog sich auf die zerbrochenen Scheiben.

Der später seliggesprochene Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg war der wohl einzige deutsche katholische Priester, der öffentlich gegen die Reichspogromnacht protestierte. Er predigte am 9. November: „…was heute geschehen ist, haben wir erlebt: Draußen brennt die Synagoge. Das ist auch ein Gotteshaus!“ Im November 1943 starb Lichtenberg auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau.

Gerrit Schulte, Diakon