Before I die

Bibelfenster zum 21. November 2014

Über Zeit und Stunde, Brüder und Schwestern, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen. Ihr aber, Brüder und Schwestern, lebt nicht im Finstern, so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne [und Töchter] des Lichts und Söhne [und Töchter] des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.

Einheitsübersetzung, Erster Brief an die Thessalonicher 5,1-6

 

„Bevor ich sterbe, möchte ich leben.“
„Before I die I want to change the world in a good way.“
Was möchten Sie gerne noch erreicht/geschafft/erlebt haben, bevor Sie sterben? Darüber nachzudenken, was uns wirklich wichtig ist, dazu lädt das Internationale Kunstprojekt Before I die noch bis zum 23.11. auch die Osnabrückerinnen und Osnabrücker ein. Unter anderem auf dem Domhof stehen Tafelwände, auf denen der Satzanfang „Bevor I die I want to…“ bzw. „Bevor ich sterbe, möchte ich…“ von den Vorübergehenden vollendet werden kann. Man kann gar nicht anders, als stehen zu bleiben und zu lesen, welche Sehnsüchte und Wünsche – wie die oben zitierten – andere schon niedergeschrieben haben, und unwillkürlich – zumindest im Kopf – für sich selbst den Satz zu füllen.

Mich erinnert dieses Kunstprojekt daran, wie wertvoll, aber auch zerbrechlich mein Leben ist, von heute auf morgen kann es – völlig unerwartet – vorbei sein. Und das gilt nicht nur für mein Leben, sondern für jedes einzelne um mich herum und in der weiten Welt. Zusammen mit den verschiedenen Totengedenktagen im November, wie dem Volkstrauertag an diesem Sonntag und den vielen Kriegs- und Unruherden, die tagtäglich unsere Schlagzeilen prägen, macht mich das Kunstprojekt dafür aufmerksam, dass Leben geschützt werden will und muss. Und das nicht erst irgendwann, sondern hier und jetzt, da, wo ich lebe und arbeite. Für mich beginnt das schon mit der Haltung, mit der ich anderen begegne, mir immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass jeder und jedem der gleiche Respekt gebührt unabhängig von Religion, politischer Einstellung, Hautfarbe, Bildung, Einkommen, Geschlecht und Sympathie, einfach weil wir alle Menschen sind, Geschöpfe Gottes, wie ich es als Christin formulieren würde. Für mich heißt das in diesen Tagen, die Bitte um Frieden in mein Gebet einzuschließen, meinen Kindern Toleranz und Respekt anderen gegenüber zu vermitteln oder auch meine Stimme zu erheben, wenn über die Flüchtlinge schimpft wird.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Was Paulus, der Autor des o.g. biblischen Zitats, zu sagen hat, ergänzt das gut. Er fordert uns auf, wachsam zu bleiben, nicht zu resignieren, auch wenn die Lage scheinbar hoffnungslos ist. Gott kann uns jederzeit begegnen, wir dürfen von ihm erwarten, dass er – durch uns und andere – wirkt und uns dabei hilft „to change the world in a good way“, dass Frieden werde und Gerechtigkeit für alle. Ich bin nicht allein mit meinen Hoffnungen und Sehnsüchten für ein „besseres“ Leben, aber auch nicht mit dem, was dafür getan werden muss hier. Gott sei Dank!

Inga Schmitt, Pastoralreferentin