So lässt er sich sehen
Bibelfenster zum 8. April 2011:
Jesus antwortet: „Er wurde blind geboren, damit die Kraft Gottes an ihm sichtbar werde. Wir müssen alle die Aufgaben dessen, der mich gesandt hat, rasch erfüllen… doch solange ich noch in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ Dann spuckte er auf die Erde, vermischte den Lehm mit seinem Speichel zu einem Brei und strich ihn dem Blinden auf die Augen. Daraufhin sagte er zu ihm: „Geh und wasch Dich im Teich Siloah.“ Siloah bedeutet: Gesandter. Da ging der Mann und wusch sich und kam sehend zurück!
Neues Leben, Johannes 1, 3b-7
Der Teig, den Jesus mischt, sorgt für große Aufregung. Abgesehen von medizinischer Handlung und Wirkung, beinhaltet er verbotene Arbeit am Sabbat. Der Sabbat aber ist für den Menschen da und wird durch das Handeln Jesu zum Schöpfungstag. Seine „Sendungsaufgabe will er rasch erfüllen“. Er nimmt sich vor, den Menschen neu zu schaffen, wiederherzustellen, ganz zu machen!
Der Teig, mit Spucke angemacht, mutet unappetitlich an. Doch unser modernes Wissen aus der Kriminalistik hilft aufklären: Speichel ist hochindividuell und gibt sichere Hinweise. Bei der Erschaffung der Welt nahm Gott Erde und formte den Menschen. Hier mengt Jesus, sein Sohn, sich mit seinem Speichel selber bei, um den Blinden zu heilen. Der, der in seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurde, wird wiederhergestellt! Es geht hier nicht um Kosmetik – es geht um Tiefenwirkung.
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Noch weiß der Blinde nicht mehr, als daß er durch einen gewissen Jesus plötzlich sehen kann. Wirklich sehen lernt er, wenn er erkennt, wer ihm die Augen geöffnet hat. Der Blindgeborene nimmt die Gesundheit nicht unter den Arm und läuft davon – er geht auf den Grund, sucht, woher sein Heil kommt. Es drängt ihn, zunächst von Jesus als einem Propheten zu reden, doch dann erkennt er, woher dieser kommt und gibt Zeugnis für ihn. Er erkennt ihn als seinen Herrn – er glaubt an ihn.
Ob uns eine derartige Herausforderung manchmal fehlt, um unseren Glaubenskreislauf anzuregen? Ein blutleerer Glaube entartet schnell zur „Volklore“ und verdunstet sich in Äußerlichkeiten, ist nur noch Unterhaltung.
Doch, es geht um das tiefere Sehen:
Gott ist da –
Er trägt –
Er greift ein –
Er heilt!
So läßt er sich sehen!
Pater Bernhard Leisenheimer, OSC Dominikanerinnenkloster „Zum gekreuzigten Erlöser“ auf Lage