Erntedank mal anders

Bibelfenster zum 8. Oktober 2015

Jesus sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. 
Markus 10,13-16

 

Erntedank ist ein sehr, sehr traditioneller Tag. Und zugleich top aktuell und hoch politisch. Das Fest, das die Kirche am ersten Sonntag im Oktober feiert, stellt kritische Fragen an heutige Formen der Nahrungsmittelproduktion und Verwertung, Fragen der Nachhaltigkeit, der weltweiten sozialen Gerechtigkeit und an den eigenen Umgang mit Lebensmitteln und Ressourcen dieser Erde. Allein das Essen, das wir in Europa wegwerfen, würde ausreichen, um die Hungernden dieser Welt zu ernähren. Teilen wäre eine Möglichkeit.

Im Garten der Don Bosco Katholischen Jugendhilfe in Osnabrück fanden die globalen Herausforderungen eine lokale Antwort: Dort stehen etliche Apfelbäume. Eines der Kinder, die in der Einrichtung betreut werden, ein Flüchtlingsjunge aus Syrien, der ohne seine Eltern nach Deutschland gekommen ist, half beim Bäumeschütteln. Das Fallobst wurde zu Apfelsaft verarbeitet.

„Warum macht Ihr das eigentlich?“, wurde die Heilpädagogin Cordula Kaumkötter, die den Freizeit- und Förderbereich bei Don Bosco organisiert, gefragt. Antwort: „Wir möchten sorgsam mit Lebensmittel umgehen, wo doch andere Kinder in der Welt nicht mal genug zum Essen haben.“

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Der Junge bohrte weiter: „Aber was haben die Kinder in ärmeren Ländern davon, wenn wir hier die Äpfel aufsammeln?“ Aus der Frage wurde eine Idee: Wenn man den Saft verkauft, kann man mit dem Geld Flüchtlingen helfen. Zum Beispiel, indem man davon einen Deutschkurs bezahlt.

Die Kinder machten sich an die Arbeit: Mehrere Zentner Äpfel wurden aufgelesen, geschält, gekocht, gepresst oder gebacken. Auf dem Samstagsmarkt vor dem Dom boten sie dann mit ihrer „Chefin“ Apfelkuchen und heißen Punsch gegen eine Spende an. Die Marktbesucher haben freudig mitgemacht. Am Ende hatten sie 602,71 Euro eingenommen, die dem Caritasverband für die Flüchtlingshilfe übergeben wurde.

Mit leuchtenden Kinderaugen und anschließender Kuchenschlacht: Erntedank an einem Sonntag, an dem Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran. Denn Menschen wir ihnen gehört das Reich Gottes.“

Gerrit Schulte