Friede mit dir

Bibelfenster zum 2. Mai 2014

Es war Abend geworden an jenem Sonntag. Die Jünger waren beisammen und hatten aus Angst vor den führenden Juden die Türen abgeschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!“ Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, kam große Freude über sie. Noch einmal sagte Jesus zu ihnen: „Friede sei mit euch! Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich nun euch.“ Dann hauchte er sie an und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist! Wenn ihr jemand die Vergebung seiner Schuld zusprecht, ist die Schuld auch von Gott vergeben. Wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen.“ Als Jesus kam, war Thomas, genannt der Zwilling, einer aus dem Kreis der Zwölf, nicht dabei gewesen. Die anderen Jünger erzählten ihm: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Eine Woche später waren die Jünger wieder im Haus versammelt und Thomas war bei ihnen. Die Türen waren abgeschlossen. Jesus kam, trat in ihre Mitte und sagte: „Friede sei mit euch!“ Dann wandte er sich an Thomas und sagte: „Leg deinen Finger hierher und sieh dir meine Hände an! Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seitenwunde! Hör auf zu zweifeln und glaube!“ Da antwortete Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“

Bibel 2000, Johannes 20,19-28

Auf dieses Evangelium wird wohl in unserer Kirche die Vollmacht der Priester zurückgeführt, im Namen Jesu und der Kirche Schuld zu vergeben, die Versöhnung zuzusprechen. Ein Dienstamt der Priester.
Mich irritiert seit eh und je der zweite Teil des Satzes: „…wenn ihr die Vergebung verweigert, bleibt die Schuld bestehen“. Das geht doch wohl nicht an – eine Bitte um Vergebung zu verweigern!
Anderes habe ich sehr wohl erfahren: Warum soll ich überhaupt beichten? Warum dem Priester bekennen? Gott weiß doch eh alles. Und vergibt in seiner unendlichen Barmherzigkeit.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

Haben Sie eine Frage? Oder eine ganz andere Idee zum Thema?

Dann schreiben Sie uns!
An bibelfenster@bistum-os.de

Das alles ist wohl wahr. Vieles haben auch wir Priester und auch die Kirche mit ihren rigorosen Vorschriften selber angerichtet. Welchen Sinn machte es da für Kinder, „Lappalien“ wie Naschen oder Streiten zu beichten? Und darauf vielfach die Antwort: „Zur Buße betest du ein ‚Vater unser‘, ein ‚Gegrüßet seist du Maria‘.“ Oder so.
Die Krise, das weitgehende Verschwinden der Beichte muss uns nachdenklich machen und uns bewegen, erst einmal eine Zeitlang zu schweigen. Vielleicht ist es heute und in den nächsten Jahren besser, Vertrauen wieder herzustellen und gute Wegbegleiter der Menschen zu werden. So wie Jesus selbst, der sich zu den zweifelnden Emmausjüngern gesellte oder wie heute im Evangelium sich dem zweifelnden Thomas zu stellen. Schau her, fass an! Das hat den Thomas überwältigt: „Mein Herr und mein Gott!“

Pastor Klaus Warning