Gemeinsam für den Frieden

Bibelfenster zum 16. Januar 2015

So spricht Gott, der Herr: Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln. Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.

Einheitsübersetzung, Jesaja 42, 5a.1-4.6-7 

Immer neu und immer wieder wird die Welt von Terror und Gewalt erschüttert, jetzt gerade durch den Anschlag in Paris, der auch wieder eine antiislamische Stimmung schüren wird, obwohl die islamische Welt selber solche und andere Terroranschläge verurteilt.
Beim besten Willen kann ich nicht nachvollziehen, wie sich Menschen durch ihre Religion zu solch einem Fanatismus verleiten lassen können, obwohl dieser leider auch dem Christentum nicht fremd ist. Meine Vermutung ist, dass es bei den Anführern dahinter um viel weltlichere Motive geht, als Menschen von der Wahrheit ihrer Religion zu überzeugen. Gewalt und Krieg schüren Angst und wirken zerstörerisch, führen aber wohl kaum zu einem Glauben, der zum Leben verhilft. Terror und Gewalt halten andere klein und ohnmächtig. Was soll daraus Gutes erwachsen?

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Der, dessen Menschwerdung wir Weihnachten gefeiert haben, will sich nicht mit Macht und Gewalt durchsetzen, sondern schlägt sich auf die Seite der Kleinen und Schwachen: „Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus.“ Das Recht, das Gott durch seinen Erwählten – für uns Christen: Jesus Christus – bringt, ist nicht das Recht des Stärkeren, der alle anderen niedermäht und damit Macht demonstriert, sondern ist das Recht des Schwächeren, der Befreiung aus den Dunkelheiten seines Lebens ersehnt. So hat Jesus gelebt, so ist er gestorben. Wie gerne hätten auch seine damaligen Anhänger zum Schwert gegriffen und Israel kämpfend aus der Beherrschung durch Rom befreit. Wie gerne würden auch wir manchmal dreinschlagen und mit Gewalt der Gewalt ein Ende setzen, um nicht ohnmächtig zuschauen zu müssen. Aber das verändert nur kurzfristig etwas, wie uns die Geschichte lehrt. Jesus ist den Weg in den Tod gegangen und hat den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen und uns damit den Weg zu einem friedvollen Miteinander gewiesen.

Ein mühsamer und langwieriger Weg, auf dem wir uns mit allen solidarisieren müssen, die ihn auch gehen wollen, ob sie nun zu unserer Glaubensgemeinschaft gehören oder zu einer anderen oder zu gar keiner. Gegen religiösen Fanatismus und die Kräfte dahinter und für den Frieden müssen wir gerade auch zusammen mit dem Islam streiten, wozu uns schon das II. Vatikanische Konzil in „Nostra aetate“ (siehe Nr. 3) aufruft.
Lassen wir uns nicht von Angst klein kriegen, sondern dem Weg Jesu treu bleiben!

Inga Schmitt, Pastoralreferentin