Horchen statt gehorchen
Bibelfenster zum 18. September 2012:
Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
Markus 8, 27-35
Ich kann mich immer wieder darüber aufregen, wenn Papst und Bischöfe von Glaubensgehorsam und Treue zur Heiligen Schrift reden und damit etwas Bestimmtes verbinden: Keine Frauen in den Weihe-Ämtern, keine Ehe von Priestern, keine Abendmahlsgemeinschaft mit anderen Christen in den anderen Kirchen und manches mehr.
Mir scheint, dass dabei eine grundlegende Bestimmung christlichen Glaubens zumeist verdeckt wird, wenn man so vom Glaubensgehorsam spricht. Denn hier wird doch der Eindruck vermittelt, man müsse gehorchen, sonst könne man nicht glauben. Also eher befolgen als hinhorchen.
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Und nun? Was bedeutet das für mich? Und was soll ich jungen Menschen sagen, die gefirmt werden sollen/wollen? Was sage ich Menschen, deren Lebensentwurf gescheitert ist? Ich stehe da ein bisschen „blank“ da. Doch wohl nicht: „Wenn du…, dann…“?!
Was bedeutet es also, dass ein Mensch am Beginn des christlichen Lebensweges durch die Taufe in die Gemeinschaft mit Gott und der Kirche aufgenommen wird? Was bedeutet es, dass in der Firmung der Heilige Geist empfangen wird?
Ich halte für mich fest: Ich will Jesu Worte hören und bedenken (Die heilige Schrift lesen); ich will Jesu Taten auf mich wirken lassen und Ähnliches versuchen; ich will vor allem Jesu Bereitschaft zur Barmherzigkeit und zur Versöhnung beherzigen und meine Mitmenschen spüren lassen. Also dem Firmling diese Bereitschaft vorleben; dem Gescheiterten barmherzig eine lebenswerte Perspektive eröffnen.
So mag ich vielleicht auf Jesu Frage für mich antworten: Du bist der, der uns Gott als Vater vorgestellt und seine Liebe vorgelebt hast. Das ist meine Art des Glaubensgehorsams. Das tut mir gut.
Klaus Warning, Pastor in Teilzeit