Loslassen

Bibelfenster zum 22. August 2011:

Jesus begann, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe; er sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen.

Einheitsübersetzung, Matthäus 16, 21-27

Petrus steht im heutigen Evangelium ganz anders da als im Evangelium des vergangenen Sonntags, als er das Schlüsselerlebnis hatte: Ihm wurden die „Schlüssel zum Himmelreich“ anvertraut. Gerade jenem wankelmütigen Petrus. Er, der Fels! Und heute sagt Jesus zu Petrus: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!“Dabei wollte Petrus nur verhindern, dass Jesus getötet wird. Das hatte er soeben gehört. Doch dass es auferstehen würde, hatte er ganz überhört…
Und dann folgt in den Worten Jesu eine widersprüchliche Aussage nach der anderen. Sind die Sätze Jesu also unsinnig? Müsste man sie besser aus den Evangelien streichen? Zwei Ärzte haben sich mit solchen Widersprüchen beschäftigt: Manfred Lütz, Arzt und Theologe und  Eckart von Hirschhausen, ursprünglich Arzt, der aber in das Kabarett-Fach wechselte.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Letzterer hat eine merkwürdige Untersuchung entdeckt: Der Soziologe Marc Luy wollte wissen, warum die Lebenserwartung von Männern im Allgemeinen geringer ist als die von Frauen. Bei seinen Untersuchungen stieß er auf eine Überraschung: Während Nonnen nur eine geringfügig höhere Lebenserwartung haben als Frauen im Allgemeinen, leben Mönche im Durchschnitt fünf Jahre länger als Männer in anderen Berufen oder Berufungen. Von Hirschhausen prägte deshalb den Satz: „Wer in der Klosterzelle schläft, kommt später in den Himmel.“
Auch Manfred Lütz hat einen paradoxen Satz geprägt: „Es gibt Menschen, die leben ihr ganzes Leben vorbeugend und sterben dann gesund.“
Beide Ärzte – der Theologe und der Kabarettist – machen deutlich: So paradox die Worte Jesu klingen, in ihnen steckt eine tiefe Wahrheit, die schon in diesem Leben gilt. Wer nur darauf aus ist, in diesem Leben alles festzuhalten, und glaubt, sich das Leben sichern zu können, der muss erkennen und lernen, dass es diese Sicherung nicht gibt – weder für unseren Besitz, noch für unsere Gesundheit.

Klaus Warning, Pastor