Sehnsucht nach der wahren Heimat

Bibelfenster zum 4. Januar 2013:

Denn hier auf der Erde gibt es keinen Ort, der wirklich unsere Heimat wäre und wo wir für immer bleiben könnten. Unsere ganze Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind.

Neue Genfer Übersetzung, Hebräer 13,14

Neben den täglichen Impulsen schenkten uns die Herrnhuter Losungen dieses Wort als Leitgedanken für das ganze kommende Jahr. Damit bekommen alle Tage eine Art „basso continuo“: einen Grundton oder, wie die Musiker es verstehen, ein „harmonisches Gerüst“. Ein „Richt-Ton“ soll es also sein für das, was wir in diesem Jahr sowohl an-stimmen werden wie auch für das, wo unser Mit-einstimmen gefragt ist oder erwartet wird.

Mich beeindrucken nachhaltig in diesem Zusammenhang zweierlei Entdeckungen der diesjährigen Adventszeit: etwas ganz Altes und völlig Neues:
In einem Gruß des uralten Marienhymnus „Akathistos“ der Ostkirche, wird Maria u.a. gegrüßt als „Raum des unräumlichen Gottes“. Was von ihr gesagt wird, will immer auch von all denen gesagt werden, die zu glauben bemüht sind, aber auch von jedem Menschen. Gott tritt uns Menschen nahe, aus seiner Ewigkeit heraus, er will unser Innerstes bewohnen und beleben, uns bereiten für den Ruf, mit dem er uns einmal ganz zu sich rufen wird. In IHM werden wir schon jetzt ein-gewohnt in das, was einmal auf uns zukommt.

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Ganz anders als dieser uralte Ruf, aber recht pfiffig, startete in der Adventszeit in Kiel ein Theaterprojekt eine merk-würdige Aktion: eine „goldene Schweigekapsel“ wurde aufgestellt an wechselnden Orten der Innenstadt, machte auf sich aufmerksam. Menschen wurden mitten in der adventlichen Hektik angehalten und eingeladen, in den vergoldeten, verschwiegenen Raum einzutreten, das Schweigen zu wagen, sich von der Stille erfassen zu lassen, Gedanken wandern zu lassen. Wie es jenen, die das wagten, wohl ergangen ist?! Vielleicht, hoffentlich, durften sie zumindest eine Ahnung davon bekommen, daß alles Hiesige nicht das Ganze ist, nicht einmal das Wichtigste, auch nicht das Letztliche ist. Und dass unser Leben einen größeren und bergenderen Raum hat, als all das, was uns so vertraut zu sein scheint. Diesen Raum dürfen wir jetzt schon nachspüren und aufspüren. Er soll unser Leben einst ganz aufnehmen!

Da könnte die Jahreslosung wirklich ein Stück weit ins Fleisch und Blut übergehen.

P. Bernhard Leisenheimer, OSC, Kloster Lage