Suchen, finden

Bibelfenster zum 31. Juli 2013:

Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.

Einheitsübersetzung, Lukas 11,9-10

Das klingt verführerisch: Ich sage einfach nur „Bitte!“ und bekomme, was ich will. Ich möchte irgendwo rein und das klappt auch. Ich suche mal eben, sondern finde alles. Herrlich! Das klingt, als wäre im Lukasevangelium ein Passwort versteckt, ein Code, der alle Türen aufschließt. Ein bisschen wie Zauberei oder wenigstens, als gäbe es das, was ich will, geradewegs und auf Knopfdruck. Wenn mich nicht schon dieser Gedanke skeptisch machen würde, dann spätestens die Erfahrung: Wie oft habe ich schon um etwas gebeten und nichts ist passiert. Von all den Dingen, die ich bis heute nicht gefunden habe, ganz zu schweigen. So einfach kann es also nicht sein. Oder sagen wir: So banal kann es nicht sein.

Das Bibelfenster

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Aber so schwierig auch nicht. Es geht Jesus vielleicht gar nicht um den letzten Teil dieser Sätze, sondern eher um den ersten. Es geht ihm nicht so sehr um Wunscherfüllung, offene Türen und erfolgreiches Finden, sondern um Menschen, die bitten, anklopfen und suchen können. Vielleicht meint Jesus an dieser Stelle: Seid im besten Sinne bedürftig! Geht nicht mit Ansprüchen durchs Leben, sondern mit Bescheidenheit, vorsichtiger Neugier und geduldiger Beharrlichkeit. Bleibt angewiesen aufeinander und angewiesen auf Gott. So werdet ihr die tollsten Dinge entdecken, die spannendsten Räume betreten und die unglaublichsten Erfahrungen machen!

Martina Kreidler-Kos,
Familienseelsorge, Ehe- und Familienpastoral